Sonntag, 26. April 2020

Mbembe, die Ruhrtriennale und der FAZ-Herausgeber Kaube

Mbembe, die Ruhrtriennale und Kaube

Achille Mbembe sollte im Rahmen der Ruhrtriennale einen Vortrag halten unter dem Titel „Reflections On Planetary Living“
(Dr.) Kaube, der Herausgeber der FAZ, hat in einem Artikel vom 20.April scharfe Kritik an Achille Mbmebes Buch „Politik der Feindschaft“ geübt und damit an der geplanten Einladung sowie an der Wissenschaftlichkeit und den Anforderungen, die deutsche Exzellenzwissenschaft an universitäre Arbeiten stellt, erhebliche Vorbehalte angemeldet.

Es haben unterdessen in der CAUSA MBEMBE von der ZEIT bis zum Spiegel, zur WAZ und der Süddeutschen Zeitung etliche andere Feuilletonisten die Stimme erhoben, wie das Wort CAUSA andeutet: geht es hier um eine Grundsatzdebatte, welche exemplarisch festlegt, wie der Umgang mit einem Antismeitismus - Vorwurf zu führen ist.

Und hier ist es mir wichtig, mir die Art wie die Axt geführt wird, genauer anzusehen.
Denn wie der Deutschlandfunk meldet, ist nun evident - (vermutlich war es das schon vorher) dass der Vertrag der Intendantin nicht verlängert wird.
Ob damit der Forderung des Zentralrates der Juden insoweit Genüge getan worden, dass die Intendantin ihres....  ihres Postens zu entheben sei....sagte der Deutschlandfunk nicht.


Kaube beginnt mit einem Analogie-Vergleich, die vom Zitieren Judith Butlers zu dem Unterschriften für den BDS (richtig so geschrieben?) zu rhetorischen Unklarheiten in Mbembes Text reicht.
Mbemebe Denken basiere auf groben verallgemeinernden Analogieschlüssen, die in sich so unbestimmt gehalten seien, dass bereits aus dieser groben Vereinfachung ein Gleichstellung von Apartheidstaat und anderer Staaten eine Relativierung des Holocaustes, des Apartheid-Regimes und - wie ich Nataly Ritzel hinzufügen würde - auch noch anderer Verallgemeinerungen andere Völkermorde anschliessen lassen.
Dies aus einem rein LOGISCHEN Kalkül.
Die Unbestimmtheitsrelation ist, nach meinem Lektüreeindruck – allein und nur des Artikels des Kommentars von Kaube (den "Doktor" zu nennen ich mich weigere)  - ein sehr zweischneidiges Schwert -  und meine, dass von einem deutschen Intellektuellen, der im Rahmen der Friedrich Naumann Stiftung Vorträge hält, ein sehr viel komplexeres Verständnis und eine sehr viel kritischere Auseinandersetzung  mit afrikanischem Politikverständnis, mit Postkolonialem Feuilletonismus und im Umgang mit fremden  philosophischem Denkansätzen sowie vorallem mit den rhetorischen Formen des Kulturimperialismus nicht nur erwarten ist, sondern einzufordern IST.

Nun ist die Erinnerung und die Beschäftigung mit der deutschen kolonialen Vergangenheit ein Aspekt, der mich persönlich interessiert -
udn mir ist bekannt dass die Beschäftigung mit den Auswirkungen, Mechanismen und Folgeschäden Postkolonialismus für afrikanische Intellektuelle manchmal mühsam ist.

(So ähnlich, es verzeihe wer hier eine ANALOGIE sieht, wie mit den jüdischen, israelischen Intellektuellen, denen ich, Nataly Ritzel mit der GEOPOLITIK des Karl Haushofer oder Martin Buber komme. Die Aufarbeitung des Nationalsozialismus gilt als genuin deutsche Angelegenheit)


Ich bin, weil ich Mbemebe lese, weil ich eine seiner Vorreden zitieren kann:
"Quand, en 1984, je choisis de mettre à la disposition des générations de notre temps des textes autrefois écrits par Ruben Um Nyobe, je ne cherchais pas à ressusciter gratuitement des morts…je trouvais simplement qu’une société qui se respecte n’a pas le droit de permettre à l’Etat de censurer des morts"
(es handelt sich um das Buch " Ruben UM Noybe, Ecrits sous maquis" erschienen bei Harmattan)
ein wenig sehr enttäuscht, dass es mir nicht möglich ist, aus der Vergangenheit in die Gegenwart udn aus der Zukunft nicht in die Vergangenheit zu gehen.
Eine Beschäftigung mit genuin afrikanisch-globalen Ideen -
aber nicht so, dass nur einseitig die deutsche Vergangenheit ins Visier gerückt wird, sondern eben so
was Mbembe die Beschäftigung mit den Lebenden nennt: ces“ Morts dont toute la vie a été un témoignage pour les vivants."



Kurz, mich hätte interessiert, was Mbembe  - mit dem Wissen um Zerstörungen und Veränderungen über heutigen Strategien zu sagen gehabt (hätte)
unabhängig davon, ob er nun Judith Butler zitiert - oder nicht.
Und mich hätte, umwillen einer dynamischeren Lektüre eines Technikverständnisses à la Heidegger sehr interessiert was nun Mbembe selbst unter folgenden Worten verstand:

"...pay particular attention to technological escalation and the ways in which it has redefined the nature of speed and unshackled markets and the economy. He will also comment on the ongoing worldwide practices of incarceration and enclosure, whose result is the erection around the Earth of all kinds of walls, gates and enclaves as a way to manage risk and safeguard identity. Africa and Europe, he will argue, urgently need to confront each other over their issue of reparation and human mobility, a key dimension of the planetary shifts that are under way. "
und, wie in einem Schüleraufsatz der Hilflosigkeit angesichts der Ohnmacht in der er sich befindet -
ich  hätte gerne mit jemandem wie Mbembe diskutiert, gerade weil ich manchesmal im Gespräch mit Leuten aus dem Cameroun einen  antisemtischen Zungenschlag zu hören meine -
ich hätte gerne mit jemanden wie Mbembe einen  Besuch in Buchenwald gemacht
der Erinnerung an Rafael Elizé, dem ersen schwarzen Bürgermeister der Gemeinde von Sablé sur Sarthe oder zur Erinnerung an den Missionar Hugo Schmitt...


Doch die Position eines Rezensenten, der  bei einer Besprechung über Völkermorde nicht mal Naumanns Kulturethischen Imperialismus erwähnt - ich würde doch erwarten, dass es ganz oben auf
der Google-Liste steht, der erste Googlesatz zu Naumann und Herero - "Mord", beispielsweise...der aufblitzende Einsichtsatz -
doch nichts -

Ein Rezensent, der nicht darauf hinweisen kan, welches Verhältnis Freidrich Naumann im Gegensatz zu Roger Casement oder E.Morel einnahm. Denn all diese  all diese geschichtlichen  Fragen, welche in Deutschland einen Meinungsbildungsprozess sehr einseitig  ...darstellen, abbilden
und doch an führender Stelle den Diskurs über den Postkolonialismus führen
mit dem Ergebnis, dass wichtige Figuren, Personen, Individuen und mit den Individuen - die Ideen -nicht  präsent sind, nicht bekannt. Man braucht hier nicht allein auf Kämpferfiguren wie Ruben um Nyobe hinzuweisen. Oder diplomatischere Figuren  wie Duala Manga Bell, die hierzulande niemand kennt. Sondern auch wesentliche Ereigniss eines allerdings französischen Kampfes GEGEN den Nationalsozialismus.

All dies kennt Kaube nicht – obwohl sie Teil einer deutsch-kamerunischen Beziehung
Teil einer durchaus relevanten  Gegenwart sein könnten, würden afrikanische Belange nicht einfach wieder in Submissives abdelegiert, verdrängt, verleugnet. IN VORGESCHICHTLICHES abgedrängt.
Gerade diese Verleugnung
Die gezielte Behinderung einer Auseinandersetzung mit nationaldeutscher Internationalität
die Verblendung einer Beschäftigung mit totalitären Denken - macht den Vorwurf eines antisemitischen Gedankenganges  so schwierig und so zweischneidig.

 Ich habe, wie man merkt, Schweirigkeiten, mir gefällt das Reihenprinzip nicht, das Sympathisantentum, das hier unterstellt, denunziert und praktiziert wird.
Ich lese den Autor XY, ich zitiere ihn...und daraus schließt man:  ich bin wie er...


Herr Kaube kennt Felix Eboué nicht – braucht ihn auch nicht zu erwähnen -
Eboué – nehm ich besonders übel – von den Antillen stammender Generalgouverneur du Tschad
Denn dieses könnte man kennen, erwähnen
könnte auf den Einsatz der kolonialen Truppen gegen Nazi-Deutschland hinweisen...
UND man hätte sich überlegen können, eine Gegenposition zu Wort kommen zu lassen
mit ein bisschen Geschick mit Nonchalance
Does the minister believe that Mbembe’s suitability as keynote speaker at a state-funded cultural festival is justified or not? Ms. Pfeiffer-Poensgen is not available to discuss this. But can one objectify a debate by not leading it?...schrieb xyz ...Archyde...

Geopolitischen nationalen Sozialismus in neue globale begrifflichkeiten, ihre Gefahren abzustecken, ihre Vorbelastung zu analysieren - hätte man als notwendiger empfinden können - als eine schlechte Abrechnung mit der Vergangenheit über Zitatvergleich. Und Unbestimmtheitsrelationen.

Leider empfinde ich es als eine Zumutun, dass so schlecht Recheriertes als feuilletonistische Anforderungen an „akademische Höchstleistung" sich gerieren darf.
Zitat Kaube..
Das argument ad hominem, denn vom Argument der Analogieschlüsse zum auf den Menschenzielenden der es nicht verdient habe, im Zentrum der Aufmerksamkeit der Ruhrtriennale zu stehen, ist dem Autoren selber anzulasten.

Zwar spreche ich aus meiner Erfahrung. Meiner persönlichen Erfahrung von Diskriminierung
und meiner Erfahrung von weitergegebenem "Täterwissen" der NS-Zeit - ob ich nun mit Kamerunern über Buchenwald oder mit jüdischen Kantoren über Martin Buber oder Hermann Cohen reden will.
Odre gar mit dem deutschen Feuilleton über afroamerikaniscehn Antisemitismus...
zensiert wird jemand wie ich allemal. Und das seit Jahrzehnten.

Aber gerade darum, weil jemand wie ich so Nichts ist in Deutschland, so in den Boden getrampelt gerade darum wäre mir wichtig gewesen, Achille Mbembe zuzuhören.
Das bedauernswerte daran ist, dass selbst der Wille zuzuhören denunziert wird, abgewertet wird.
Und es ist gleich ob man ein Buch von Butler von Mbembe
oder von Albert Schweitzer oder Martin Buber  dabei in der Hand hat.