Meine Großmutter, die viele Jahre in Freiburg gelebt hat, Buchhändlerin war, liebte die Geschichte von Alphonse Daudet.
Die Ziege des Mr. Seguin.
Kennen Sie vielleicht, die Ziege, die davon träumt, nachts frei durch den Wald zu streifen und alle Warnungen vor dem Wolf in die Winde schlägt, denn, sagt sie, die Ziege, wenigstens eine Nacht frrei sein, EINMAL FRREI SEIN, und bis zum Morgengrauen mit Wolf kämpfen, als dumm im Stall rumstehen...
und natürlich kommt es auch so, sie hat eine geniale Nacht und kämpft dann den Rest bis zum Morgengrauen
Nun bevor ich auf die Debatten in der BZ zur Sicherheitslage eingehe, und den besonderen politischen Umstand, welcher aus einer Vergewaltigung ein politisches Instrument der ANTI-AFD-Bewegung macht -
die Instrumentalisierung sexualisierter Gewalt - ist,
so lautet das Argument einer jungen klugen Frau -
ist nicht allein der AFD vorbehalten sondern auch das der 3000 anderen Gegen-demonstranden, die "uns Frauen" zur Besonnenheit und "politischen Differenzierung" anhalten.
Nun sind hier bereits mehrere Argumente versteckt, auch mehrere Sprecher -
ich weiss nur nicht, ob der Leser differenzieren kann,
auseinanderklamüsern, zuhören könnte manfrau auch sagen.
Die politische Tugend der Besonnenheit bringt mich auf die Idee, bevor ich nun sage, wer und welche junge Frau sich instrumentalisert fühlt, dass es besser wäre, darauf hinweisen, das die Ziege des Mr... eine faschistische Erzählung ist
und dass das Bild des Flintenweibs oder der besessen trunkenen Amazone
wie in Veit Harlas OPFER
sich gerade deswegen einen solchen Hass zuzieht, weil es auf einen Sehnsuchtsmoment trifft. Theweleits Analysen der faschistischen Männerphantasien stammen aus den siebziger Jahren - und sagen leider nichts über die Erwartungen an die Rolle der Frau in den Köpfen der befreiten Kriegsenkel aus. Noch in den von aufbrechenden Mauerstehern.
Die Tugend der Differenzierung bringt mich dazu, über Erwartungen nachzudenken, die SCHULD DES OPFERS und die weibliche Bereitschaft, die Folgen seiner Freiheit in ihrer Verantwortung zu übernehmen.
Die junge Frau mit der ich gestern sprach, die nachts viel unterwegs, lebensfroh und die sich für ein lebensfrohes Leben entscheiden hat , dafür auch die Konsequenzen tragen will, fühlte sich in der Zwickmühle. Wählen zu müssen gegen das Argument einer Gruppenvergewaltigung und der Setzung eines politischen Zeichens gegen die AFD (was sie sonst gerne und energisch tut)
brachte sie in das Dilemma zwischen Slogans entscheiden zu müssen, die für sie nichts miteinander zu tun haben.
Falsche Feindschaften falsche Opposition.
Ihre Hilflosigkeit erzeugte eine resignierte Wut, als sie beim Nachhausefahren nachts, nach Arbeit und Studium, zwischen 23 und 24 Uhr, feststellte, noch darüber nachdenken zu müssen, ob sie sich mit Pfefferspray und Taschenalarm ausstatten müsse..
Die üblichen Nachhausewegzeremonien junger Frauen, die Schlüssel zählen, Trittmuster studieren, Panik vermeiden...
Wie albern nicht für den männlichen Leser: eine kleine bescheidene Reflexion einer jungen Frau,
wo sie doch den Abend mit höheren symbolischen und politischen Aktionen hätte sinnvoll verbringen können.
Nun konnte ich ihr nicht viel anbieten, denn mein Wort gilt in der grösseren politischen oder sozial oder wissenscahftlichen Ebene nichts,
bedeutungslos
in der Leere einer deutschen Kultur der Assimilation oder leer am Rand des Faschismus
ist meine soziale Person ein Stück Dreck. Doch diese soziale Nullnummer, die Sie mir zugestehen, ändert ja nichts daran, dass ich Verantwortung habe und übernehmen muss, für Frauen, für Gäste, dass ich ein Haus habe, Ideen und manchmal versuche, Gedanken, soziale, politische, geistige Veränderungen anzustossen.
Als Hütehund, der ich bin, kann ich nur Nachtwachen anbieten. Nicht als Mahnwache, sondern als Taxidienst. Telephonbereitschaft. Fahrdienst. Umsonst und ehrenamtlich oder gar
Gesprächsrunden und KunstAktionen, die im Leeren ablaufen. Nobody would have a look or take a seat...
Das war dem Gesicht der jungen Frauen deutlich anzusehen, mit denen ich die gleichen Gespräche wie vor zwei Jahren führte, mit denen ich die gleichen Gespräche wie vor fünf Jahren führte als sie oder andere Schulmädchen waren ...wer soll sich dafür schon interessieren.
Was können wir schon tun..
Nun ist die bürgerliche civile Rolle, die mir von man /frau in dieser Stadt vorgeschrieben wird
die sozial normierte Form der "Besonnen Frau, die zu differenzieren weiss" und die gleichzeitig nichts zu sagen hat.
Ein, sagen wir, sehr paradoxes Ergebnis. Ein Nichts als Antwort auf eine Gefährdungslage.
Widersprüchlich
für einen Hütehund wie mich.
Denn meiner Ansicht nach - ist das hier ein Freiburg -Problem. Ein Stadtproblem - und hier teile ich durchaus Ansichten von Boris Palmer - es gibt urbane Konstellationen, die eine besondere Häufung von Vorkommnissen fördern. Und es gibt eine besondere Mentalität, eine besondere Atmosphäre einer Stadt, die Mengen von anderen Mengen unterscheiden.
Wenn Sie mir diese mengentheoretischen Betrachtungen einer Hündin erlauben wollten.
Ich möchte nicht Kriminalitätsraten in Bezug auf Flüchtlinge kennen und die ihnen zugeschriebene Gefährdung der Sicherheitslage ,
ich möchte die auffallend hohe Kriminalitätsrate hier in Freiburg seit 2010 analysiert wissen.
Der HOLZHACKERstadt wie ich sie nenne.
In der Toleranz nicht aus Offenheit geschieht sondern aus einem Schuldgefühl, in der Kritik sofort damit beantwortet wird, dass anderswo genauso ist, nur schlimemr, dass Brasilien und Venezuela höhere Mordraten haben, in der die Kulturen der Welt grossspurig MUNDOLOGIA heissen aber bloss eine Messe der Diashow sind - wo die emotionale Armut und Kälte der Kriegsenkel die Antifaübungen der Wehrwölfe einholt, wo schon den Kinder beigebracht, dass, wer schubst, sich nicht entschuldigt, und wer getreten wird, selber schuld ist.
Dioe Eigenverantwortung der Getretenen, die nichts zu sagen haben
deckt sich, schnittmengengleich, mit der meiner weinerlichen Selbstdarstellung.
Und solange ich nichts Substantielles zu sagen habe, sollte ich besser den Mund halten.
Steh nur dumm in der Nacht rum.