Sonntag, 20. Januar 2019

Silberner Löffel

Der silberne Löffel

wenn es denn bloss einer gewesen wäre.
Nach dem Abendessen der jungen Studenten in meinem Haus
fehlten gleich ein ganzer Satz an Besteck. Und nur das Silberzeugs, nicht das andere, das Kaufhauszeugs für ein paar euro. Das liegt noch da.
Ich habs nicht mitbekommen, schliesslich sass ich die ganze Zeit beim Arbeiten unten im Studio, um nicht zu stören.
Natürlich bin ich selber schuld – all die Bücher, Haushaltsdinge, Bilder, Postkarten, die alten Stühle, Schreibtische, Breiföffner, Schreibmaschinen, die eine oder andere als witziges Fundstück auf dem Flohmarkt – vielleicht – als Andenken kaufen würde,
sind bei mir Alltagsgegenstand und Rechercheobjekt.
Es ist ganz aufschlussreich, aus welch winzigen Details man Zusammenhänge erschliessen kann.
Die fehlenden rechteckigen Buchecken, die Initialen,
merkwürdigerweise habe ich gleich mehrere verfledderende DICKENS, Charles, Ausgaben mit Widmungen, "In tiefer Dankbarkeit" -
englische Ausgaben, rein englische....
Heine
Heine Heine
und SchillerGöthe in fünf Ausgaben. 
Die klaut niemand. 
Nicht mal den Heine, das ist für rein englischsprachigen Studenten der heutigen Zeit wohl zu nichtig.

Meine spanischen kastachstanischen mexikanischen oder indischen Gäste, die mir kein Glas Wein hinstellen würden – oder nur, um noch einen Joke auf Lager zu haben, dachten wohl,
die alte Schlampe ist eh zu reich, die braucht das nicht.
Am aggressivsten sind die meisten die Mädchen junge Frauen, da kommt eine biologische Schlagfaust hoch, über deren Intensität sich die meisten garnicht bewusst sind.

Natürlich hab ichs verdient, ich brauch es auch wirklich nicht.
Man soll nicht grosszügig sein, wenn man nicht wirklich absolut sicher ist, dass man das Zeug die Dinge aus Silver gerne hergeben würde.
Da kann man auch gleich „nein“sagen.
Und hier ist es natürlich schwieriger, mein „Nein“ kommt auf englisch,
and really I don‘t feel comfortable in my tongue. My words are broken out of pain and each word, I suffocatingly but proudly produce, creates more pain.


Aber was hilft da schon ein silberner Löffel.

Sonntag, 6. Januar 2019

Blattgold


Das deutsche Stilbewusstsein dem sich
als wären wir noch in den fünfziger Jahren und ihrem kleinen moralinsauren Mief der Nachkriegszeit
widmet sich nun 2019
dem Blattgold.

Anstelle - wie s mir lieber wäre - dem BEGRIFF der "deutschen Debattenkultur".
Darf ich mal fragen, wie alt der Begriff ist und ob darunter die politische Öffentlichkeit zu verstehen ist wie sie HABERMAS mal vorgeschlagen hat ?

Wie ein Blatt zu Boden schwebt von Tisch gestossen aus Unachtsamkeit
fällt mir doch ein, dass
ich die AKTEN der US Militärbehörde auf den OSS hin untersuchen soll, und um noch schlechtere Laune zu kriegen als es das Wort
"Deutsche Debattenkultur" und   ihre DISCOUNTPREIS KULTUR
in mir hervorruft

denn eigentlich …
ich kam noch nicht dazu auch nur einen Satz fertigzuschreiben, zu Ende zu sprechen
dabei ists doch das WESENTLICHE deutscher Debattenkultur das Talkshow-Geschwätzgehabe
dass einer den andrehen ausreden lässt
und alle anderen die Fresse halten
schon beim Fernsehrundenangucken denke ich immer
was für ne Zeitverschwendung wieviel Büxher hätte ich in der Zeit gleichzeitig lesen können
zum Glück sind die Veranstaltungen so langatmig, dass man gemächlich weiterlesen kann
ohne was zu verpassen
zu verprassen
aber sie sitzen da stunden um stunden
und halten den Mund während einer redet
und NIEMALS Vulgär
vulgär wird man in Deutschland nicht

der Herr Lauterbach von der SPD der nun
welch brilllianter Profilierungsversuch
wird niemals CNN angreifen
noch Vogue

noch würde er es wagen Blattgoldrezepte der New Yorker Hype Szene
an den Pranger stellen

man möchte dien Lampenputzer Erich Mühsam bemühen
die TischlämpchenKultur
des gedämpften deutschen Esskulturdenkens.

Il chiera
Monsiuer Ribíera
je suis désolée
que la poésie de ma parole
soit aussi désastreuse
qu’un poème de Rimbaud
il en chiera comme une vache des fientes

aber das sagt die Deutsche Debattenkultur nicht
sie denkt nicht unten
deutsche Sprachkultur kommt nicht aus Eingeweiden noch aus der Tiefe des Herzens

aber was ist Rimbaud was CNN was Dubai
die Faz hat kalkuliert wieviel Blattgold
Monsieur Ribéry konsumiert hat
für ein euro 50 hat sie ausgerechnet
aber CNN davonkommen lassen, Trump nicht miteingerechnet
das würden wir uns nicht trauen

Spiessigkeit was ist Spiessigkeit, was des manières suffisantes - und warum steckt das bereits im Begriffe der „deutschen Debattenkultur“?
Es enerviert mich  bis zu einem Punkt da ich absolut vulgär werden kann
zuviel Baudelaire zuviel Rimbaud gelesen

en ébullition et en état de nuire

weil das Blattgold, das meine schwulen Vorbesitzer an die künstlichen Blätter meines Hauses klebten
so manche der deutschen KULTURHALTER dazu ermuntert
an Enteignung zu denken
das Ressentiment
das von Anfang an wusste
noch bevor sie wussten worums ging
dass das NICHTS ist
dass hier nichts entsteht, was deutsche Kultur betrifft

CNN
und New Yorker Blattgoldhähnchen

das sind Luxusblätter die man in Deutschland nicht zur Kenntnis nimmt
oder wenns peinlich ist, nicht erwähnt
schade schade schade
aber ich habe ja meine Sätze nicht zuendeformuliert
wo man doch in Deutscher Debattenkultur darauf so höflich wartet, dass jemand zu Ende gesprochen hat
die deutsche Talkshowkultur, die eine Art Mikrophonhinhaltekultur ist

die wird bald wieder
wird „soziale Regulierungen“ brauchen…





https://edition.cnn.com/travel/article/24k-gold-chicken-wings/index.html

Samstag, 5. Januar 2019

Kein Atelier am Potsdamer Platz




Vor etlichen Jahren, da kam es immer wieder vor, dass Freunde in mein Atelier kamen und manchmal neue Leute, andere Freunde mitbrachten,


und neugierig angetörnt von der Luft des draussen des Anderen
dem Weg durch die Stadt und aufgeregt, exaltiert von der Aussicht
etwas Neues Anderes Fremdes Unerforschtes Unbekanntes zu sehen, doch
ohne Verpflichtung
baten sie mich dann, zwischen Kippen, abgestandenem Wein und neuem Kuchen, 
in meinem schmuddeligen halbdunkel in meinen bizarren Stoff- , Papier- und Plastikwelten
manchmal etwas von meinen „texten“ zu lesen, oder meine Multimedialen Installationen anzumachen
mal gucken zu dürfen
und ebenso selbstverständlich wurden die flammenden Bilder und die stockenden Worte wieder ausgemacht gelöscht
wenns dem Besucher zu fremd zu laut und zu bedrohlich unverständlich wurde.

Das war manchmal ganz hilfreich, cobayes zu haben, Versuchskaninchen
pour rectifier un tir, ein Ideenfeuerwerk präziser einzustellen, mein Streufeuer
zu kanalisieren.

Seit langem kann ich das nicht mehr tun.
meinen Freiburger Nachbarn ist es peinlich, sos ehr peinlich, dass bereist ein Angebot einer „Anlesung“ mit Gesprächsabbruch belohnt wird; sie haben Angst, dass ich ihr Embarrassement nutze,  Ensors aufgequollene Gesichter - um sie als  romantisch spiessige Kunstphilister in den Fratzen der Bürgerlichkeit zu zeigen -

Die Angst vor schlechter Literatur, die Re-installation der KUNST IN ANFÜHRUNGSZEICHEN, das faschistische Dogma der entarteten Kunst, die in meinem persönlichen Fall hinunterdekliniert wird zu WENIGERalsKUNST Hausfrauenart - UND WIE GEHT MAN DAMIT UM FRAGEZEICHEN DER PANIK“
macht mir einen Beginn unmöglich. jegliches Ansetzung zu „Darf ich Euch was vorlesen?“ erstarrt.
Ich gebe auch zu, dass mir es nach dreissig Jahren langweilig wird, den Kanon des geisteskranken zu bedienen, weile s das einzig ist, dass mir zugestanden wird.
Und meine Besucher leider nicht über genug Witz und Humor verfügen, um über die Situation als solche zu lachen.
Mühsam wenn ich über mich als Geisteskranke als Betrunkene lachen darf, aber die Situation und das grinsende Publikum, das angeblich nicht hingeguckt sich zutiefst in seinem diskriminatorischen Verhalten suhlt, nicht ausgelacht werden darf

Damit ist es nicht ganz einfach, über die Kunstzerstörung des Faschismus zu arbeiten.
Über das Wesen der IGNORANZ und der Negativität  REALER Kunstprozesse
und mit einem gewissen Neid lese (ich)  Max Liebermanns Briefe, Aufzeichnungen möglicher Gespräche von Besuchen in seinem Atelier am Pariser Platz.
Und mit einer gewissen Schwere verbinde ich damit Gedanken  der Kunstkritik und ihrer in Dienststellung dem Kunstraub

Da zu meinem Tun der Wechsel der Blickrichtung wesentlich gehört und da ich - aber natürlich - die Freiburger NICHTGUCKER genau ansehe
(Sie werden mir erlauben kein Attribut mehr zu verwenden für das was ich tu -
ich nehme an, dass bereits die fehlende Pause zwischen diesem Absatz und dem Vorherigen Ihnen den Atem verschlug)
ist der Bruch jeglicher Konvention wichtig. Die Aussicht, je in einen herrschenden Diskurs eingespeist zu werden - unwichtig.
Das Problem ist - und ich dachte bisher, mein Privates - im Wittgensteinschen Sinn -
einer offenbar wirklich ebenso individuellen wie singulären  Sprach/Grammatik gehorchendes NichtKunstschaffen, würde  - da ich einen Ort dafür geschaffen habe, an dem ich singulär kreativ sein kann - an und in diesem Ort autark wie autonom produzieren tun machen schaffen zu können -
dass dieser Ort in der öffentlichen Wahrnehmung nur Totes ist, totes Ort toter Mensch tote Gedanken.

Dennoch würde ich vorschlagen - 
VORSCHLAG
und hier würde ich gerne zwei drei Leute namentlich ANSPRECHEN, denn es sind öffentliche Personen Kunstschaffende mit Subventionen, mit Preisen, Fördergeldern  und oft genug monatlichen Gehalt in Freiburg oder Berlin oder anderswo
 dass Sie nächstes Mal auf juristischem Wege meine Enteignung und Zwangsverkauf herbeiführen. 

Aber hören Sie Bitte auf, mich  in die Rolle  eines Mäzens Ihrer Alltagswelt, Ihrer Kunst und Sprachwelt  zu zwängen.