Samstag, 5. Januar 2019

Kein Atelier am Potsdamer Platz




Vor etlichen Jahren, da kam es immer wieder vor, dass Freunde in mein Atelier kamen und manchmal neue Leute, andere Freunde mitbrachten,


und neugierig angetörnt von der Luft des draussen des Anderen
dem Weg durch die Stadt und aufgeregt, exaltiert von der Aussicht
etwas Neues Anderes Fremdes Unerforschtes Unbekanntes zu sehen, doch
ohne Verpflichtung
baten sie mich dann, zwischen Kippen, abgestandenem Wein und neuem Kuchen, 
in meinem schmuddeligen halbdunkel in meinen bizarren Stoff- , Papier- und Plastikwelten
manchmal etwas von meinen „texten“ zu lesen, oder meine Multimedialen Installationen anzumachen
mal gucken zu dürfen
und ebenso selbstverständlich wurden die flammenden Bilder und die stockenden Worte wieder ausgemacht gelöscht
wenns dem Besucher zu fremd zu laut und zu bedrohlich unverständlich wurde.

Das war manchmal ganz hilfreich, cobayes zu haben, Versuchskaninchen
pour rectifier un tir, ein Ideenfeuerwerk präziser einzustellen, mein Streufeuer
zu kanalisieren.

Seit langem kann ich das nicht mehr tun.
meinen Freiburger Nachbarn ist es peinlich, sos ehr peinlich, dass bereist ein Angebot einer „Anlesung“ mit Gesprächsabbruch belohnt wird; sie haben Angst, dass ich ihr Embarrassement nutze,  Ensors aufgequollene Gesichter - um sie als  romantisch spiessige Kunstphilister in den Fratzen der Bürgerlichkeit zu zeigen -

Die Angst vor schlechter Literatur, die Re-installation der KUNST IN ANFÜHRUNGSZEICHEN, das faschistische Dogma der entarteten Kunst, die in meinem persönlichen Fall hinunterdekliniert wird zu WENIGERalsKUNST Hausfrauenart - UND WIE GEHT MAN DAMIT UM FRAGEZEICHEN DER PANIK“
macht mir einen Beginn unmöglich. jegliches Ansetzung zu „Darf ich Euch was vorlesen?“ erstarrt.
Ich gebe auch zu, dass mir es nach dreissig Jahren langweilig wird, den Kanon des geisteskranken zu bedienen, weile s das einzig ist, dass mir zugestanden wird.
Und meine Besucher leider nicht über genug Witz und Humor verfügen, um über die Situation als solche zu lachen.
Mühsam wenn ich über mich als Geisteskranke als Betrunkene lachen darf, aber die Situation und das grinsende Publikum, das angeblich nicht hingeguckt sich zutiefst in seinem diskriminatorischen Verhalten suhlt, nicht ausgelacht werden darf

Damit ist es nicht ganz einfach, über die Kunstzerstörung des Faschismus zu arbeiten.
Über das Wesen der IGNORANZ und der Negativität  REALER Kunstprozesse
und mit einem gewissen Neid lese (ich)  Max Liebermanns Briefe, Aufzeichnungen möglicher Gespräche von Besuchen in seinem Atelier am Pariser Platz.
Und mit einer gewissen Schwere verbinde ich damit Gedanken  der Kunstkritik und ihrer in Dienststellung dem Kunstraub

Da zu meinem Tun der Wechsel der Blickrichtung wesentlich gehört und da ich - aber natürlich - die Freiburger NICHTGUCKER genau ansehe
(Sie werden mir erlauben kein Attribut mehr zu verwenden für das was ich tu -
ich nehme an, dass bereits die fehlende Pause zwischen diesem Absatz und dem Vorherigen Ihnen den Atem verschlug)
ist der Bruch jeglicher Konvention wichtig. Die Aussicht, je in einen herrschenden Diskurs eingespeist zu werden - unwichtig.
Das Problem ist - und ich dachte bisher, mein Privates - im Wittgensteinschen Sinn -
einer offenbar wirklich ebenso individuellen wie singulären  Sprach/Grammatik gehorchendes NichtKunstschaffen, würde  - da ich einen Ort dafür geschaffen habe, an dem ich singulär kreativ sein kann - an und in diesem Ort autark wie autonom produzieren tun machen schaffen zu können -
dass dieser Ort in der öffentlichen Wahrnehmung nur Totes ist, totes Ort toter Mensch tote Gedanken.

Dennoch würde ich vorschlagen - 
VORSCHLAG
und hier würde ich gerne zwei drei Leute namentlich ANSPRECHEN, denn es sind öffentliche Personen Kunstschaffende mit Subventionen, mit Preisen, Fördergeldern  und oft genug monatlichen Gehalt in Freiburg oder Berlin oder anderswo
 dass Sie nächstes Mal auf juristischem Wege meine Enteignung und Zwangsverkauf herbeiführen. 

Aber hören Sie Bitte auf, mich  in die Rolle  eines Mäzens Ihrer Alltagswelt, Ihrer Kunst und Sprachwelt  zu zwängen.