Sonntag, 5. November 2017

Bedeutungslos

Die Bedeutungslosigkeit, die die Integrationsbeauftragte der Deutschen Bundesregierung konstatiert hatte, macht mir zu schaffen.


„Dumm“  und „bedeutungslos“ – so ist meine Erfahrung – ist meistens der Einstieg in ein berauschendes und afszinierendes Abenteuer.
Das
allerdings
ausser mir niemand sehen will. Abstieg in Dantes Inferno.

Null  Nulla nell nostra  sul nostra
Nel mezzo del cammin die nostra vita

 Ich persönlich habe panische Angst davor, Dante nachgehen zu müssen. Ein Art Literat zu sein, geht ja noch, aber das –
Ich könnte schreien vor Angst.
Der Freiburger Strassenbahnfahrer  wird jetzt lachen. Warum soll jemand wie ich, Dante… so was dummes.  Worte zu meistern Worte zu zähmen – obwohl in meinem Fall es eher darum ginge, der Sprache nachzuhören, Worte zu erhaschen, auf ihnen zu reiten, sie zu entfalten, die sich verschrieben,  verformt, eine Sprache aufzuheben, die der Wind mir zuwedelt, hinfächert, einen verborgenen Sinn in deformierten Worten zu sehen –
Aber egal.
Zum Glück habe ich wenigstens Vergil.
Er heisst Mezzogiorno und er steht seit gut 25 Jahren neben mir. Manchmal.
El grido.

Und doch wollte ich erklären, was „dumm“ und „bedeutungslos“ für eine wichtige heuristische Funktion haben in einem sozialen Textgefüge wie DAS LAND DEUTSCHLAND - wenn man Deutschland als soziales Textgefüge lesen wollte.  Denn ich lese gerade Arundhati Roy über „Caste, Race and Annihilation of Caste“ – der übergeordnete Titel lautet „The Doctor and the  Saint“- The debate between B.R.Ambedkar und M.K.Gandhi“. Arundhati Roy hatte etwas sehr Interessantes zu dem Zusammenhang von „merit“ und institutionaler Hierarchie geschrieben, die sich mit einem,  jahrhundertealten Sacralen Mantel verbrämen kann….und es war, „ja aber“ höre ich jemand sagen,  vermutlich nicht sehr interessant, aber mir fiel  daraufhin etwas ein zu dem Zusammenhang von LEISTUNG, LEISTUNGSETHIK  und der Verachtung ein, die in Deutschland so vernichtend alles trifft, was als Gegenteil der Leistung = als Versager gilt. Was sehr schade und besonders hervorzuheben: kontraproduktiv ist, denn
Wer Angst vor dem Versagen hat, kann kaum kreativ denken, 
Wenn man konsensabhängig ist, kann man nicht polemisch ironisch, selbstabwertend  sichvonsichdistanzierend fühlen, kennt kein Understatement, keinen Sarkasmus, keine Satzellipse, kennt nur BETONKLÖTZE der EWIGEN GEWISSHEIT.

Wenn mein Vater beispielsweise sagt, dieses oder jenes sei „dumm“ und „bedeutungslos“, dann ist, da mein Vater ein angesehener Mann ist, der in den Feuilletons Gehör findet, Vorsicht geboten.
Auch halte ich meinen Vater nicht für dumm, noch halte ich Menschen überhaupt für dumm,  auch einen Journalisten  oder einen Schriftsteller sollte man nicht für dumm verkaufen, das rächt sich –
Sometimes, ich sollte auf meinen Vergile hören.
Mich konzentrieren „The eye“ sagte er. „I can only see the eye“ and nothing else.


Aber wenn mein Vater das sagt, dann weiß ich inzwischen, daß ich das Spiel des Dummen und Bedeutungslosen nur lange genug aushalten muss, um an eine sehr interessante Tür zu kommen.
Diesmal mit...mais je ne vous le dirai pas...

„Dumm“ und „bedeutungslos“ sind Spielmarken in einem Spiel, das manchmal auf leben und Tod gespielt wird. Klingt pathetisch.












Und die Schwierigkeit - als wäre es ein Kinshasa Fight
besteht nun darin, sich solange prügeln zu lassen, bis 


Aber der Spieegel berichtet über BORDERLINE
Und 
Wenn ich die Gedanken lese meiner Freiburger Mitmenschen in Ubahn in der Tram in der Schwebebahn und ihre grauen Gesichter in graues Stadtbahnmobiliar verfliesst, ihr stetes Nein der Farbfleck, an dem man sich festhält, ihre grobe Unhöflichkeit, die sir für Aufrichtigkeit halten, Ehrlichkeit des geraden Geisteswandels -

hiess es nicht der Sieg der Rechtspopulisten in Österreich -
sei ein Sieg der Gesinnung gewesen, tout court? -

Die GesinnungAnSich  wandelt sich  in steinerne Gesichter - es ist schwierig, für jemanden wie mich der so quecksilbrig ist auf Schnelligkeit flüchtig, für den ein passant ein poem ist, das Nebeneinanderhergehen ein so kleine flüchtige witzige geistreiche Geste,  ein Zeichen von esprit, von halb verhüllter Eleganz, ein Duft ein Kompliment 

und in meiner grauen Leere, meiner unerotischsten Straßenbahnfahrt ever sitzend,
selbst der Kater des Herrn Bulgakov würde, schnurrend krächzend...
Warum kriegt man, denke ich verzweifelt, nie ein deutsches Kompliment, der Art, daß (es ist in badischen Worten kaum auszudenken) die Farbe des Himmels der Augen zu einem Farbton der Hand passt
Geht nicht, diese hölzernen Waldschratgesichter wissen in ihrer Angst und ihrem ängstlichen darauf Bedachtsein, Peinliches zu vermeiden, nicht,
daß der Himmel in ihren Augen steht, das Abendrot ist.


"Du bist Selbstmordgefährdt", sagt der Blick mit dem diese Holzstrukturen diese grauen Männer ihre Welt scannen.
Ja, denke ich. Für Menschen wie Euch bin ich wohl „selbstmordgefährdet“ und während ich versuche, in dieser geschlossenen Einheit, welche das Freiburger Biotop an sozialer ökologischer und intellektueller Landschaft anbietet,  dieser AUSWEGSLOSEN NICHTIGKEIT ihrer gläsernen Straßenbahnhäuschen dadurch zu entkommen, daß ich versuche, mich auf die Recherchen zu konzentrieren, die Aufarbeitung des Nationalsozialismus in den fünfziger  sechziger Jahren - auch wenn ich weiß, daß andere das Lob und die Aufmerksamkeit bekommen werden. Daß andere recherchieren dürfen und mein Suchen durchsichtig bleibt - fokussiere mich, als wäre ich blind 

full of incommunicable thoughts

auf das Geschehen selbst vor und während dem Nationalsozialismus träumend zu rekonstruieren,  mit den Behinderungen, die das Nachdenken in Freiburg so an und für sich hat. Im Blick meiner Nächsten, denn was ist der Blick, wenn nicht die Brücke in die

ach...
ist es unübersehbar, daß ich darüber nachdenken sollte was Borderline ist.


Erkenne dich selbst.

Das Freiburger NEIN hingegen fährt stur neben mir durch die Nacht. Ich ziehe Thoreau heraus, aus meiner Tasche, aus meinen Gedanken, um nicht an die teuflischen Nachtfahrten gesnhnitzter Figuren zu denken,

having passed the communication with his fellows

um nicht über das Problem des Sakralen nachzudenken. Eine meiner widerlichsten nächsten Stationen  der Recherche ist der Tod eines Pfarrers, der in Buchenwald nachts angekettet wurde, wie ein Hund.
Ich weiss garnicht, ob das der Pfarrer ist, den ich suche. 
Krepiert wie ein Hund, ankettet und mit kaltem Wasser übergossen.
Er hatte sich, meiner, den ich suche, hatte sich AUCH NOCH mit der Bekennenden Kirche angelegt. (Wieviel contradiction kann man ertragen?)



Ich will nicht drüber nachdenken. Und wieder muß ich aufpassen, daß ich nicht zu schreien beginne après coup

Die Spiritualität, das Sakrale und die evangelische Kirche in Freiburg..
Das sind ganz verschiedene Dinge.
Die Zwangschristianisierung, die in dieSEM GOTTVERLASSENEN Kaff mein Kind ausgesetzt war, habe ich noch nicht vergessen und ich weiss nicht, ob es die  Zwangschristianisierung im Dritten Reich rechtfertigt… Der Freiburger rechtfertigt gerne die bedingungslose Indoktrination eines grundsätzlich laizistischen Kindes, denn, verzeihen Sie, bis auf wenige, sind Kinder erstmal laizistisch geboren und Zwar GERADE und VORALLEM für einen Christen – und das sollte er bedenken, wenn er erklärt das Zwangstaufen damit rechtfertigt, indem er das Wasser für unbedenklich erklärt und sagt, schaden tut beten nicht.
Aber ich habe mich im Ton vergriffen. „Ich bin Borderline“. Ich,  will doch EIN einziges MAL mit einem Spiegelredakteur konform gehen, den ich insgeheim verachte. Aber wie kann jemand so unwichtiges wie Nataly jemanden verachten. Lektionen in Bescheidenheit müssen jeden tag gelernt werden.
„Dumm“ und „bedeutungslos“ – falsch und erfunden  - so heisst es meistens, wenn ich mich mit den Naziverbrechen beschäftige. Da kann bedeuten – oder will sagen – dass ein Naziverbrechen NICHT stattgefunden hat, es kann aber auch bedeuten, dass eine Person behauptet, Opfer eines Naziverbrechens geworden zus ein – und es in der Tat nicht ist noch war –
Es kann aber auch bedeuten, daß eine Person eine Verbrechen verübt und nun so getan wird, als sei dies nicht gewesen. Man beachte die Formulierung der Unpersönlichkeit.
Auch etwas, das in Deutschland so wichtig ist.
„Ich“ ist unanständig und aufdringlich. Da nimmt sich jemand zu wichtig.
Die zwei drei israelischen Filmemacher, die ich durchaus mit Namen nennen kann, würde ich Nataly gerne fragen, was sie denn an sich wichtig nehmen.

"Dumm", falsch und "bedeutungslos" sind vorallem alle Fragen, die auf das "cui bono" hinweisen, wer hat denn Profit davon. Nicht zuletzt die Frage, 
warum es "dumm" und bedeutungslos" ist, danach zu fragen, WO denn die "Gute Gesinnung" sass, die helfende Hand.
Und warum es so dumm ist, nach der helfenden Hand zu fragen.


Aber ich fange schon wieder zu schreien an, weil ich keine LUST habe, als ginge es darum, “Lust zu haben“ – weil ich Angst habe, mich mit THEODOR HERZL zu beschäftigen – oder vielmehr dem, was Eichmann aus ihm gemacht hat.
Das hieße andeuten zu wollen, Eichmann habe … schon an solch einer Satzkonstruktion fange ich zu würgen an ….die ungarischen Juden deswegen ausgesucht….
Was heißt es nun „dumm“ und „bedeutungslos“ zu sein in einer Gesellschaft, die auf ihre Erfolge nicht stolz sein darf.
„Dumm“ – damit beginnen alle meine Fragen. Und bedeutungslos stehen sie in der Stille.


Theil zu sein, nicht “Teil des Ganzen“
Aber was soll ich sagen, meine Worte gelten als unpassend, schlecht.
Wie soll jemand wie ich über Dante nachdenken, mitten am Tag.

Man könnte sich ja eine Gesellschaft vorstellen in der alle glücklich und zufrieden damit sind, dumm und bedeutungslos zu sein, aber wenigstens froh:  zu sein, damit beschäftigt, Mandalas zu entwerfen, die sich von selbst in Luft auflösen. Ideen, Gedanken, taten zu planen auszuführen, die im Unwichtigen verfließen.
Aber es funktioniert in Deutschland nicht. Wir predigen die Bedeutungslosigkeit und warten dann drauf, daß das Bedeutungslose sich selbst totschlägt.
Die Lehre des Fremden = die Leere des Fremden.
Ich bin ein Mensch – Aufschrei – Mit Narben - Ausrufezeichen – 
Was nahelegt, daß für den Spiegelredakteur die Grundform „Mensch“ – das Basismodell dieser nicht integrierbaren Gesellschaft -  EIGENTLICH ein Werbeplakat ist. Erfolgstüchtig glücklich schön (wie man halt in Deutschlandschön genannt wird, wenn man eine „gepflegte Erscheinung“ ist) mit leisen touch von karitativen  Interesse,  dieses aber nur dezent.
Das Bedeutungslose und sein positives Gegenstück: Die CARE , das sich Sorgen um andere.
The duty of practical philosophy….

Denn wer käme schon auf die Idee, daß SOKRATES ein Borderliner war?









El grido
Manchmal, wenn ich nicht mehr weiter weiß mit meinen Gedanken und Träumen, wenn die Spüren und Zusammenhänge  von Argentinien nach Budapest reichen, von
den Eichenblättern die der Wind über meine Bücher bläst
bis in die Hölle hinab, in der Arjuna sitzt, würde ich gerne einen Filmemacher fragen.

Aber meine Worte geben keine Texte, meine Bilder keine Filme und in Deutschland schreibt man keine Briefe. Paterson kein deutsches Gedicht.



Was gehen mich Deine Augen an, wenn Du nicht mit meinen sehen willst?