Sonntag, 12. November 2017

Highway



Im Zug Berlin – Basel SBB, volle 133 Minuten verspätet.

Vor mir ackert sich einer, ich sehe es sich spiegelnd im Fenster, nicht an Montagen, sondern durch Montage. 
Eine Filmmontage an einem Motorradfilm mit Special effects, dass es der sau graust. Präsentationslinie von 4 Mottoradfahrern, aufgenommen von links hinten (ein bißchen durch struppiges dorniges Gebüsch) easy Rider style. Und nun versucht der Typ, wenn er nicht zwischendrin hängt
und Patiencen legt, die Montage zu bereichern durch LupenIris Blenden, dabei sieht in der Spiegelung des Fensters, den Montagepatienceleger sehe ich nicht, der dickliche lederbetratzte Fahrer dann aus wie durch die Lupe gesehen, findet der typ vorne links auch, legt noch mal ne Runde Patiencen. Da ihm dies verblüffend gut gelingt (schließe ich daraus, daß sein Arbeitsalltag viele Patiencen beinhalten muß) beendet er die Serie schliesslich  mit einen Stern den er wirbelnd unter das hintere Motorrad legt. Zweites, nein drittes.
Sozusagen die Steinchen die sternchenhaft nach oben zischen.



Ich lese Thoreau
Breaking bones
walking


Rückblende
French TGV.
Es war ein langer harter Arbeitstag gewesen und die Zugfahrt noch härter. Von einem Rendezvous unter dem ein Deutscher eine erotische peinlichkeit versteht und nicht versteht, daß es sich stattdessen manchmal um steinhartes Präsentieren Überzeugen Terminfixieren Verhandeln, Casten, teetrinken Kaffeschütten redenredenreden in Indischen Kantinen geht, an dessen schmalen engen Tischchen man schnell und leichtfüssig witzig den nächsten Dreh, die letzte Nacht den nächsten Buchverlag gründet...
Brotkrümel wie
Samisdat Aussenseiterverlag im Niemandsland der 



Archangelsk bis Porte de Lilas
Zwischenkultur.



Und dann dann sitzt man abends im Zug

Hineingebrochen in die travellers existence
Harder than death


Noch manchmal entscheidet sich eine Begegnung auf der Straße im Zug daran, daß einer einen Wortliebhaber im Niemandsland der Worte daran erkennt
Dass er denkt 
Und ihn nicht in die Strassenbahnhaltestelle verstösst wenn er  nichts publiziert.
Einer, der nichts publiziert, was hat der auch zu sagen.

TGV. Paris -Straßburg.
Der typ schräg vor mir, der Autorennen dreifünfsechs stunden lang spielte und je schneller sein fiktiver Bolide, französisch für Dreckskarre, nein, stimmt nicht, googeln Sies halt, desto stärker der 
Stillstand wie in einem ICE der bereits 100 Minuten Verspätung hat aber aufgrund von „Bauarbeiten“
und der berüchtigten Folgezugproblematik weitere 100 Minuten Verspätung gewinnt ...oder muß es heißen: verliert.

Es war Horror. 
Ich fahre viel, meinem Namen Ehre zu machen, und schaue zwanghaft auf Strassen, vorallem dann, wenn sie sich bewegen, wenn Hindernisse auftauchen, dann reagiert, mein flüchtiges Herz,
regiert meine rechte Faust,

Horror, ich sags ja
ein T...
Tintorettosyndrom...neinneinnein..... T syndrom
ach, Sie wissen schon

True and sincere traveling is no pastime, but it is as serious as the grave, or by any other part of the human journey, and it requires a long probation to be broken into it.

ich kann nicht nicht auf Strassen schauen und nicht in einem ICE Über den Stillstand nachdenken
Über die Zeitungen der plötzlich auftauchenden Nachbarn
Als kämen sie aus der Erde gekrochen

Fluxus ist nicht Philosophie.