Ich war gestern abend an der Freiburger Synagoge und dort war niemand ausser einem Polizeiwagen.
Ich ging vorbei und wollte doch meine Unterstützung und meine Solidarität kundzutun, aber es war nichts da außer Dunkelheit und Regen.
Nun muß ich ein bisschen aufpassen, was ich sage.
Ich beschäftige mich mit Vergangenheit : der meiner Familie und Freiburg, mit Martin Heidegger, Edmund Husserl, Eugen Fink und Martin Buber oder der Montessori Association während der deutschen Besatzung in den Niederlanden…
Sowohl mit Antisemitismus und Philosemitismus
und
ich beschäftige mich mit der Grenze.
Der Grenze zwischen Profanem und Sakralem
der Grenze zwischen Traumatismus und Wiederkehr,
zwischen dem Heute und der vergangenheit
der Grenze die Konvertiten hinter sich lassen und der Grenze zum Hochverrat
der Grenze die jene übertreten, die versuchen zwischen den Lagern zu vermitteln.
Kurz: mich interessiert der Platz VOR der Synagoge.
Dabei könnte ich einiges über Freiburg erzählen.
Einges über den Freiburger Antisemitismus, einiges über das Ressentiment und den blanken Hass, den jenen trifft
vom dem der Freiburger beschlossen hat, ihn zum Nicht-Juden zu machen.
Der Freiburger Freiburg selbst steht hier exemplarisch für eine deutsche Gesellschaft, die sich für die Crème der Zivilisation die Spitze des Weltgewissen hält:
Ökocity. Die heimliche Hauptstadt Deutschlands.
Aus meiner Bitterkeit werden sich balöd Körbe flechten lassen, ich seh schon.
Dabei könnte ich einiges über die forcierte Christianisierung hier in Freiburg erzählen, eine Christianisierung, die Kinder trifft, die „angeblich“ zur Betreuung im Religionsunterricht sitzen müssen, damit sie keine Mordanschläge begehen ...oder weiß man was sonst...
während der Religionslehrer mir schamlos ins Gesicht lügt, sie dürften da – leise - tun was sie wollten.
Diese …völlig leeren… Bekenntnisse zur Toleranz und Freiheit.
Auch könnte ich einiges erzählen, zu den "harmlosen" antijüdischen - antizionistischen Anekdötchen, die man beim Abendessen serviert kriegt. ich lade dann die Leute gern ins Theater ein... manchmal kommen sie auch mit und lernen was.
Doch muss ich mich nicht zum Juden bekehren, noch muss ich behaupten, mein Nachlesen von BIbelübersetzungen von Tanach oder Thora Übersetzungen
von Übertragungen aus dem Hebräischen ins Deutsche oder ins Französische
von Martin Buber Franz Rosenzweig oder aber von einem Mitglied meiner Familie
würde mich dem Heiligen näher bringen -
um empört zu sein. Oder um zu sagen, dass ich helfen möchte.
Das Problem ist nicht die forcierte Bekehrung
mein Problem ist die Aberkennung und die Leugnung.
Der Prozess des zum NICHT-Juden gemacht werden, der Prozess des zur NICHT-Person gemacht zu werden.
Ein Sartre Problem. Der Definition. Wer ist Jude.
Es scheint sich niemand zu fragen, ob eine Frau nun erschossen wurde, weil sie an einem jüdischen Friedhof vorbeilief. Oder ob schon die Unterstellung an sich Blödsinn ist.
Es kommen doch in den Medien sehr schnell Bilder hoch, die vermuten lassen, wie dicht das Ghetto noch im Kopf verankert ist.
Nun interessiert den Freiburger ein Text von Jean-Paul Sartre nicht so sehr, er versteht auch nicht, warum mich Obszönität nicht am Denken hindert,
warum man manchmal mit ALLEM, was einem zur Verfügung steht, Einsatz zeigen muss.
Ich kenne Peinlichkeit nicht, wenn ich die beschädigende Verwendung von Bilder, die paralysierende Sinngebung von Formen, die Stereotypien von Wahrnehmungsweisen aufzeigen will.
Gerade auch, indem ich Grenze bin.
Ich verstehs nicht recht, geb ich zu.
Dabei müßten doch all die Bias-Veranstaltungen hier in dieser universitären Metropole, die Veranstaltungen zu „Feminismus“ die zu Critical Whiteness gezeigt haben,
dass es notwendig sein kann, auf Sensibilitäten, Traumatismen Rücksicht zu nehmen, sich nicht aufzudrängen.
Und doch zuzuhören.
Aber manchmal reicht es nicht, Türen zu verrammeln, Videoüberwachung einzusetzen, Verdunkelung, um in einem geschützten Raum zu sein.
Manchmal muss man in der Öffentlichkeit alleine sein.
Was interessiertes mich, wenn in der "Badischen Zeitung" steht, der Bundespräsident führe nach halle...
Mag er hinfahren wo er will...mich interessiert doch anderes was in dieser Zeitung stehen könnte.