In meinem Bemühen, Afrikanern, die mit mir nah oder fern befreundet sind - und seien sie Akademiker oder Hausmeister, Küchenaushilfe oder DHL-Auslieferer (ja, in Deutschland haben sie es leider noch nicht so häufig wie in Frankreich zum Oberarzt geschafft) ihnen allen also Geschichten und Traditionen zu entreissen, um in altbewährter kolonialistischer Manier, diese afrikanischen Geschichten schlecht aufbereitet und zusammenhanglos als von mir erfundene auszugeben - oder aber - schlimmer noch, in meiner einfallslosen Chronistenrolle sie als DEN Fremden zu Wort kommen lasse, wo doch DER FREMDE nur Reaktionäres und Rückständiges zuwege bringt, vorallem im Denken und in der Sprache, wie nicht mit mir befremdete deutsche Landsleute finden -
in diesem Bemühen also, und ohne einen weiteren Umweg zu machen über die Wege, wie man "Andere zu Wort kommen lässt":
habe ich im Vorwort von Sieglinde Lemkes Buch "Primitivist Modernism: Black Culture and the origins of Transatlantic Modernism"verweilt:
"The paint becomes "pure" white only by adding ten drops of black; while these drops remain invisible to the naked eye, they are nevertheless crucial to achieving a perfectly white hue. These drops work as a catalyst, as a necessary performing element in effecting whiteness....(...)...It is this injection of blackness that caused modernism to assume the precise form it took. I shall demonstrate that several key expressions of modernism assumed their shape only through the incorporation of black forms.."
In den wenigen Sätzen, die ich ausgelassen habe, und die doch, wie alles Ausgelassene, soviel wichtiger sind als der Rest, der dasteht, fügt sie die, wie ich finde, nicht uninteressante Nuance hinzu:
"It is my intent to paint a picture of modernism that stresses a chiaroscuro effect, the interplay between black and white."
Nun handelt es sich hier offenkundig um eine Prozentualrechnung, genauer formuliert: bei der Bestimmung des Zwischenspiels von Schwarz und Weiss - und ganz aus dem Zusammenhang gerissen - um eine Bestimmung des prozentualen Mischungsgrades, vielleicht, positiv gesagt, sogar um homöopathische Mischungsverhältnisse -
aber eigentlich fällt mir da Ezra Pound ein, in seinem Pisaner Käfig eingesperrt:
"What you depart from is not the way
and olive tree blown white in the wind
washed in the Kiang and Han
what whiteness will you add to this whiteness, what candor?"
während der Anfang des LXXIV Cantos noch
"The enormous tragedy of the dream in the peasant's bent shoulders
Manes! Manes was tannend and stuffed,
Thus Ben and la Clara a Milano"...
Ezra Pound, der hatte auch so eine Art, mit Malerei gewisse nicht rein prozentual zu beschreibende Veränderungen in der rein westlich gelesenen Welt zu interpretieren, mal davon abgesehen, dass Ezra Pond selbst in seiner Faschismus-Begeisterung noch n bisschen kosmopolitischer war, zumindest jedenfalls in diesem Moment, dann, als die amerikanische Militärmaschine ihn mit anderen Angeklagten der amerikanischen Militärjustiz in Käfige verfrachtete, all den Washingtons und Jeffersons....