Meine deutschen Nicht-Freunde erwarten sicherlich eine Art Selbstbeschuldigung und Selbstanklage, nicht genügend effektiv mitgearbeitet zu haben - und ehrlich, eigentlich trottelt ein kurioses Amüsement über den TalkShow-Gast Di Lorenzo durch meinen Hinterkopf, der offenbar zuviel Zeit in Talk-Shows verbringt, anstatt seiner journalistischen Tätigkeit nachzugehen und sich über einige elementare Grundgegebenheiten des europäischen Wahlkampfs auseinanderzusetzen…
die ich, allem Amüsement zum Trotz, nicht hinkriege
Aber eigentlich wollte ich was zu Dieudonné sagen und seinen Angriffen auf Taubira, der französischen Justizministerin. Dieudonné ist - wie man hier im deutschen Sprachraum erklärend hinzufügen sollte, ein französischer Satiriker, der für antisemitische Ausfälle bekannt ist und es zu einer grösseren Nähe mit dem LePen - Clan gebracht hat.
Dieudonné nannte Taubira eine Negresse und fügte hinzu, dass sie doch demnächst definitiv das Maul halten sollte "quelle devra fermer physiquement sa gueule…" -was man in dem einen oder anderen Sinne interpretieren kann.
Vermutlich eher im anderen Sinne.
Nun weiss ich, dass es viele nicht verstehen, wenn ich vom Rassismus der anderen rede und eigentlich hat mich ja auch niemand wirklich nach meiner Meinung gefragt,
Das Bild des guten Wilden, das da hinterher schwappt - und das wir doch, damit der politische Diskurs ordnungsgemäss und wunschdenkengewöhnlich funktioniert - wieder zur Geltung bringen müssen.
Über die Rolle der Fiktion,
die Machbarkeit eines politischen Diskurses, der über Dinge spricht, die angeblich nicht sein dürfen…
oder über den Abgrund, der eine weisse Frau von den Niederungen des Black Feminismus trennt….
Abwertung und die Mechanismen, das Inszene-Setzen von Abwertung interessieren mich sehr.
In gewisser Weise basiert mein ganzes philosophisches Denken darauf - und ein philosophisches Denken muss selbst ein so marginaler, unwichtiger Mensch wie ich haben, obwohl das meistens nicht so deutlich wird.
Dass die Abwertung hier der Justizministerin gilt, die im Parlament nicht nur Gesetzestexte
hintenrum modifizieren kann (wie ich gestern dem Parisien entnommen habe, vielleicht zu Unrecht), sondern auch rappen und Gedichte vortragen kann, die
nicht dem pseudoklassizistischen Ideal entsprechen - tut hier weniger zur Sache.
Obwohl einige meiner afrikanischen Freundinnen meinen, dass die Hervorhebung einer Justizministerin nur ein bezeichnendes Licht wirft auf die Abwertung einfacher schwarzer Frauen im Alltag - und hätten sie auch Doktorentitel und Bankmanagerinnenstatus, deren Existenz allerdings, wie zumindest ich inzwischen weiss, von weissen Feministinnen für ausgesprochen unwahrscheinlich gehalten wird.
Kurz, die Abwertung auf eine Sklavenmentalität für eine von einem, der es doch besser wissen müsste.
Mich interessiert das. Mich interessiert das
sogar sehr.
Diese getürkten Zusammenhänge von Antichambre
und Innenhof des politischen Bewusstseins, die für afrikastämmige Deutsche oder
Franzosen von den Antillen odre andersrum deridvierte Menschen ggenauso gelten
wie für die Bürger erster Klasse, die sich deutsche Staatsbürger nennen.
Machtspiele. kurz gesagt.
Ich weiss, dass dieses Interesse nicht
politisch korrekt ist und nicht dem in Deutschland angesagten Interesse an
AnTIRASSISMUS Statements entspricht. Wobei man hinzusagen sollte, dass
die Mode, seinen Sätzen ein
"Ich bin aber antirassistisch" vorausgehen zu lassen, ziemlich albern ist.
Da hat meines Erachten was mit Logik zu tun und den Zuständen und Möglichkeiten der Verneinung, aber egal.
Deshalb dachte ich mir, es wäre einleuchtender, mir TYPEN zu suchen, TYPEN der Darstellbarkeit:
da wäre der "Brutalo den wir heute nicht mehr
so nennen", der wütend und stereotyp repetiert, brüllt und ins Mikro sagt: "Frauen haben in der Politik
nichts zu suchen" -
Männertyp, von dem wir glauben , dass er nicht dem deutschen Mannertyp
entspricht und der sofort glaubhaft wird, wenn er einen türkischen, arabischen
oder afrikanischen Akzent hat.
Schon dieses Oszillieren zwischen Glauben und
Glaubhaft, nicht wahr.
Gesellschaftskritik
entsteht nicht zwischen Glauben und Glaubhaft -
nur bricht sich daran die Optik.
Da wäre zum Beispiel die Feministin, die im
schnellen Ton sagt "ich bin aber antirasistisch, aber die Afrikaner können ja noch nicht mal lesen".
da ist die schwarze Anti-rassismus-Aktivistin,
die sicherlich einen knochenharten Job macht, und die auch bloss sagen kann.
"Das ist eine Rassistin, mit der rede ich nicht".
Stakkatohaft
Ich würde nun gerne beide fiktionalisieren, die Black feministin mit ihrer herrlichen
Arroganz und ihrer Zerbrechlichkeit dahinter… und die auch nicht mit der Negresse reden will, die sich selbst
Negresse nennt...
was bei mir ein leichtes beschwingtes Gefühl
von persönlicher Freiheit auslöst, so wie in dem Moment, wenn
…ach….
wenn ich meine Kunstprojekte und die in ihnen
mitspielenden Komödianten an die Wand laufen lasse.
Ein persönlicher Moment von Gröfaz-Freiheit.
Kurz, meinen mir eigenen Wahnsinn an der daran
mitleidenden Gesellschaft, den ich zuoft an den sich oft unwissend zum Spiel hergebenden Leuten auslasse.
Dabei weiss ich ja, dass KUNST als VERNUNFT-Projekt
verstandne wird, als vernünftige Auseinandersetzung demokratischer Ansichten
oder Nichtdemokratischer Ansichten, die zu ihrer Katharsis und
gesellschaftlichen reinigung an den Pranger der Vernunft gestellt werden, damit
die Selbsterkenntnis und so weiter damit gescheite Literatur entsteht. Literatur für die GROSSEN
MASSEN…
Bukowski: fällt mir da ein, Bukowski
wollte ich wieder lesen.
Das Fiktionalisieren ist das Problem. Des Dokumentarischen….
Der Witz daran ist, dass ich seit geraumer
Zeit versuche, nicht Regie zu führen, die Leute selber Regie führen zu lassen. Das ist, schien mir bisher, eine - EINE mögliche Antwort auf RASSISMUS und AUSBEUTUNG.
Deshalb suche ich jetzt junge schwarze Journalistinnen, Spielerinnen, Schauspielerinnen, möglichst in finanziellen Nöten, die sich gerne auf die Suche machen - doch
der Witz daran ist, aber das erzähle ich
vielleicht ein andres Mal,
das Brutus Problem.
Das ist das "Nicht " davor…..