In Ulrich Ritzel neuem Buch „Nadjas Katze“ geht es um die
Geschichte einer Adoption und es geht um des Autoren Alter Ego Berndorf. Der im
Epilog erklärt, warum und inwiefern dies nicht seine Geschichte ist. Dass dies nichts ein Geschichte ist, erklärt er nun mit mehreren verschiedenen
Argumenten die, bruchstückhaft angeordnet den Eindruck verbissen hingeworfener Gedankenklötze machen:
"Wenn Wanderweg solche Interna kannte - warum, verdammt nochmal, hat er nicht eine knallharte Story darüber runtergeklappt? Er war doch Journalist! Stattdessen saugt er sich eine spätromantische Gespensterreise..."
Nun war das aber genau der Grund, warum ich die Geschichte angefangen hab, zu lesen.
Denn ich bin auch eine Ritzel und ich habe mich in Nadja
erkannt, aber ich werde nicht die einzige Ritzel bleiben. Dieses vermeintliche Wiedererkennen erstaunt mich nicht über Gebühr, denn kenne ich doch den Autor, weiss, was ich ihm an Büchern oder DVDs schenke, weiss, was ich dazu sage und, wie man auf meiner
Webseite ersehen kann, arbeite ich auch noch an Projekten, die ich „biography behind
biografie“ nenne oder Biografie
hinter der Literatur.
Und natürlich habe ich mich in Nadja wiedererkannt; was nicht schwer ist, denn schliesslich beschreibe ich mich
selbst seit Jahren auf diesem Blog und mit meinen kleinen literarischen Photokopien und Minidruckerzeugnissen als Literat des nichts.
Ich bin sozusagen leicht an die Wand zu drücken.
Dass man ein Buch damit beginnen muss, mit einer beiläufigen hässlichen Szene einer auf offener Strasse begangenen Demütigung, so deutet das an: wenn ein
Hinweis so offenkundig ist, dann
soll der Spass sitzen.
Nun ist es nicht das erste Mal dass ich mich in einem Text
wiederkenne. Auch Virgile Durand hat einen Text von mir zuerst verformt, dann ein Neues darum geschaffen.
Ces gens-là.
Manchmal spiele ich die Texte sogar. Ein kleines Äffchen für
Tanja beispielsweise.
Und ich habe auch kein Problem mit einer abwertenden Selbstbeschreibung. Einer Schmähkritik. Das hat philosophische Gründe - für mich - , mein "Ich" ist irgendwie anders strukturiert als das von andern Menschen, es
hat Platz fürs Nichtssein.
"Nataly Ritzel" hört deswegen nicht auf, zu beobachten, noch Teil
eines lebendigen Prozesses zu sein
oder gar Teil einer Kraft, die stets verneint.
Nun eine Katze. Virginia Woolf. Ganz offenkundig eine Literarische Figur, die es nicht ins
Ichhafte, ins Selbstbewusstsein schafft.
Eigentlich wollte ich hier auf den ZeitArtikel vom 13.4.16 verweisen
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-04/kriegsenkel-2-weltkrieg-folgen-erbe-schuld-trauma, der sich den Problemen der Kriegsenkel gewidmet, die selbst in einer Wohlstandsgesellschaft aufwachsen, doch für eine Kindheit der Kriegskinder büssen müssen, die sie nicht erlebt haben. Statthalterprobleme der Schuld und emotionaler Armut.
Dabei bin ich mir sowieso über meine Rolle unklar, so verschwommen unpräzise ist die Leere, die ich füllen muss. Manchmal - als Äffchen - weiss ich nicht, bin ich nun meine eigene Grossmutter oder ihr Enkelkind. Es war, um ehrlich zu sein, ein wenig deprimierend, als junge Frau für alt gehalten zu werden und mit 50 älter
zu sein als ein 75 jähriger.. es ist die nutzlose Frauengeneration und die nutzlose Frauengeneration ist seit hundert Jahren austauschbar. Gouvernante, nannte mein Grossvater das, Buchhändlerin der andere.
Doch immer so geschickt, dass der eigentliche Platz der Gegenwart – und es geht hier
nicht um eine Zeitstelle, oder eine fundamentalontologische Analyse - sondern
der Platz des aktiven Seins schon besetzt wird von jemand, der dennoch nicht in Erscheinung
tritt:
Die gestorbene Zukunft wie die zum Leben unfähige Vergangenheit
fokussiert verschwimmt
Zizek spricht von den sozialen Rechten, die ein Individuum
hat: es braucht nicht nur die Freiheit, seine Meinung darzutun, es braucht auch die soziale Freiheit seine Meinung
umzusetzen.
Hier, würde ich meinen, fehlt mir, Nataly etwas und dieses was mir fehlt, kommt einem anderen zu.
Das Problem ist, dass ich ein paar Informationen brauche.
Girardin zum Beispiel. Von dem ich weiss, dass er mal anders hiess.
Inzestuöses erzâhlt man sich. SS-haftes schwirrt durch den Raum.
Nichts Beweisbares.
Etwas übergriffig...
Könnte man sagen ..und vielleicht ist das ein korrektes
zutreffendes Wort.
Das Problem ist dass ich, um die philosophischen Familiengeschichte rekonstruieren zu können, konkrete Detailinformationen suche. Bei der Aufarbeitung eines Nachlasses, mehrerer Nachlässe
Fragen habe.
So wüsste ich gerne mehr über Carolina Tromp.
Ro Joosten.
Und hier kommen die Kinder ins Spiel. Und die Kirche.
Die Suche nach Joosten traf auf schwerste Bedenken.
Filmausschnitt.
Nun ist das ein Faux pas.
Aus der schönen Literatur, der unterhaltsamen, in die sich beiläufig die Suche nach Carolina Tromp mischt, die es wirklich gab, die Joosten kannte und den Kontakt herstellte - in diese Recherche eines heute noch nicht recht erschlossenen zeitgeschichtlichen Rahmens von Rudolf Hess zu Martin Heidgeger von Maria Montessori bis hin zu
....
Cut.
Persönlichkeitrechte verletze.
Und wie das so ist bei den Ritzels, es wird mit literarischen Mitteln camoufliert;
So gibt es beispielsweise die Rätseln der Thilde Ritzel
In die - seitenlang - die Tagebuchblätter ihrer Schwester Hildegard eingefaltet waren.
Nun ist Hildegard Fath nicht unbekannt, Rudolf Hessens Privatsekretärin - und dann: nichts mehr,
nur als "arme Frau" .Sie galt als warmherzig - was soll das heissen? - noch Rodi, Professor in.... hat mir das letztes Jahr per Mail bestätigt und köstlich die Anekdote wie Hitler ihr einen Brief diktieren wollte...Et puis, plus rien. Ich hätte es interessant gefunden, wenn mein Vater mir bei Familienbesuchen ein bisschen Genaueres über die Familiengeschichte erklärt hätte. Vor zwanzig dreissig Jahren. Ein bisschen mehr vom Ulmer Einsatzgruppenprozess.
Des Ich-Erzählers Einstieg in die Welt.
Um der Reknstruktion eines geschichtlichen Ganzen, von dem
ich, Nataly Ritzel nur behaupten kann, es sei geschichtlich, zeithistorisch,
ethisch oder in philosphischer Hinsicht interessant, willen
bin ich selbst zur Figur geworden.
Arroseur arrosé....
So wie ich selbst mit Mutmassungen und unbeantworteten
Fragen mühsam zu verstehen suche
Was Wolfgang Ritzel mit Martin Heidegger zu tun hatte. Was „Dichten“ und literarisches Erzâhlen mit Philosophie zu
tun hat, was Sprechakt sein und meinen könnte -
Welche Seminare der stud phil und der Dr phil Wolfgang Ritzel bei Heidegger zwischen 1934
und 1939 belegt haben könnte und Inwiewiet er mit Husserls Schriften
vertraut war –
Und ob er Elisabeth Rotten kannte.
Ob Gustav Regler eine flüchtige Bekanntschaft nach dem
Krieg war oder ob es einen Hauch von Beziehungen gibt..... Barcelona im Sommer 1936..
Aber hat nicht auch Brecht so gearbeitet, Scharen an weiblichen Mitarbeitern, hier eine zutiefst
patriarchalische Struktur
der literarischen Aneignung.
PHILOMELA’s song.
Mit rausgeschnittener Zunge. Ein bisschen Transgender in der RITZEL Machtnation, in der es ein eigentliches, ein auktoriales Ich nicht gibt und doch der Autor den Namen auf den Titel setzt.
Es spielt keine rolle WER das erzählende ICH ist- und einer Frau kommt -aus männlicher Sicht - schnell zu ...zuarbeitende...die Hilfsarbeiterrolle zu.
Es spielt keine rolle WER das erzählende ICH ist- und einer Frau kommt -aus männlicher Sicht - schnell zu ...zuarbeitende...die Hilfsarbeiterrolle zu.
Mit der Hoffnung, dass meine Suche schon zu Ende geträumt sei, zu Ende beschrieben..beendet.
„Weiss Nadja, dass es ihre Geschichte ist?“
Warum muss ich die Frage so stellen, dass es Kunst
ist? Kunstvoll? Nur die Kunst rechtfertigt alle Eingriffe in Persönlichkeitsrechte.
Mein Schweigen ist nicht aus Kunst gemacht.
Carolina Tromp in Lausanne – danach suche ich seit
anderthalb Jahren.
Nach Paul Gehen, nach Hans Trüb,
seit neustem....
Ganz real und brieflich verbürgt
Mit falschen Pisten, mit gekappten Informationen wird es schwierig. Wenn die Hälfte fehlt, wird man ein schlechter Verlierer.
Schlechter Verlierer um eine Biografie, die meine wäre.
Noch bevor ich überhaupt meine Suche abgeschlossen habe, werden meine Nachfragen, meine Suchen gegen mich verwandt. Hinweise verrätselt, dorthin uns die Kunst entführt und wir nicht d a s Leben vermuten.
Ins Kunstlose.
Die Frage an sich ist kunstlos. Die Suche selbst kunstlos
muss aber im Suchen bereits KUNSTVOLL gedacht sein, denn sonst
Cut.
Der Roman des U. Ritzel ist der bessere Text, die tiefere
Antwort.
Repräsentativ für die deutsche Gesellschaft.
Das Problem ist die falsche Spur.
So haben einige der Zeitzeugen, die ich zu befragen suchte,
sich an den preisgekrönten Autoren gewandt und nur an ihn. Das eine Mal dachte er, es sei ein sich anbiederndes
Fanschreiben und hatte nicht darauf geantwortet, das andere war zuviel Gerede...Die Antwort bekam ich nicht mit.
Denn schliesslich und das ist ein Fazit, geht es um eine
sinnlose Geschichte. Eine Geschichte, die sinnloser Weise in unendlicher Leere verläuft, in der kann man auch mit einem betrogenen Betrüger Rollen tauschen.
Wo keine Geschichte ist, muss auch
nichts recherchiert werden.
Ein Nazi dessen Antisemitismus notorische ar und sich nicht vertuschen lässt, dessen christliche Intoleranz sich auch heute nicht beschönigen lässt. Dessen Artikel im Völkischen Beobachter so ehern stehen einst ersonnen.
Aber ich habe winzige, kleinste Hinweise gefunden, darauf, dass es sich anders verhielt.
So what - who cares.... Wie Automne sagte: Du läufst auf dünnem Eis.