Mittwoch, 4. Januar 2017

Ein Brücke im Kamerun des Deutschen Museums.

ich hatte meinem Kind ein Versprechen abgenommen.
Eine Ausstellung würde es - freiwillig - mit mir ansehen.

Da es viele Leute aus dem Kamerun kennt, lag es nahe, sich die Ausstellung im Deutschen Museum anzusehen.
Da war die Bamileke gewesen, die uns erzählt hatte, NATÜRLICH gäbe es in Kamerun auch Schnee.
Eisstücke tanzten im Wasser den Berg hinunter.
Der Elektriker, den mein Kind nur den Onkel Doktor nannte, weil er Aufzüge heilmachen konnte.
Da war der Schauspieler, der ein Fürst aus dem Volk der Fürsten im Süden war.
Und die Freunde, die bei ihrer Hochzeit ein so langes goldenes Kleid getragen hatten, dass man bei Tisch einschlief, so lange brauchte es, bis sie sich setzen konnten.


Aber die Ausstellung zeigte nur ein paar vage Ortsnamen.
Strassenkreuzungen, die so unsichtbar waren, wie die an der Ruben Um Nyobe begraben worden war, fanden keine Erwähnung.
Das Sultanat das seine eigene Schrift, seine eigene Druckermaschinen erfinden  liess, tauchten nicht auf, von den Booten der Doualas ganz zu schweigen.

Also sagte ich, in einer kurzen Aufwallung des Zorns etwas, was meinem Kind, das brav und aufmerksam die Bunten Bildchen angesehen hatte, strähnige Röte ins Gesicht trieb.
"Woher soll ich das wissen!" sagte es wütend. "Ich komm hierher und schau mir eine Ausstellung an und weiss einfach nicht, ich weiss es einfach nicht ..."

Museumspädagogik geht anders, werden Sie sagen.
Museumspädagogik heisst nicht, in einem Schlag hundert Jahre Postkolonialismus zu veranschaulichen.

Dass der Kamerun auch Kleines Afrika genannt wird, weil es so viele Nationen, Völker und Sprachen beherrscht, dass diese Vielheit ihr politisches Denken und Handeln beeinflusst hat, dass es einen Unterschied macht ob man links oder rechts im Kamerun wohnt - das ist der privaten Erfindung und Erzählkunst überlassen.
das ist sozusagen postfaktische orale Erzähltradition.

Aber vielleicht merkt sich mein Kind endlich mal, dass  einen Ausstellung nicht einfach eine Ausstellung ist - dass selbst eine Ausstellung im deutschen Museum noch Krieg ist  - unsichtbarer.