Sonntag, 9. Dezember 2018

E.H.Gombrich, H.Wölfflin und Anne Sinclair

Anne Sinclair beginnt in ihrem Buch "Lieber Picasso, wo bleiben meine Harlekine" das zweite Kapitel " Die Nummer 21 unter den Deutschen" mit einer kurzen Beschreibung der infamen Umdeutung der Galerie ihres Großvaters durch die deutschen Besatzer mit einer kurzen Einführung in die NS-Kulturpolitik, die ich mir erlaube, sie hier in der deutschen Übersetzung abzuschreiben:

"Die rue de la Boétie war voller verfemter beziehungsweise entarteter Werke, wie das seit Beginn des Nationalsozialismus hiess.....Die hastig zusammengestellte Ausstellung von 650 in 43 deutschen Museen konfiszierten Werken sollte die moderne Kunst zum Gespött machen. Bewusst wurden Zeichnungen und Fotos von geistig Behinderten zwischen die Bilder gehängt". p28

Mich interessiert dieses Buch nicht nur wegen der Persönlichkeit Anne Sinclairs sondern weil ich mehr über die Rue de la Boétie wissen will, und ums ganz genau zu sagen:
mehr über den Zeitpunkt der Ausstellungen sowie über die genaueren Umstände der Einweihung des Instituts zur Erforschung der Judenfragen in den Räumen der ehemaligen Galerie von Paul Rosenberg.

Das hat ein bisschen mit dem Flug von Rudolf Hess nach England zu tun - und dem was in den Tagen davor in Paris geschehen ist...
zumindest soweit es meinen Protagonisten betrifft.


This is red line...
Dies ist eine rote Linie..
und wie das nun mal so ist, so habe rote magische militärische mythische Linien ein sehr destruktives Sprengpotential.
Und nun stehe ich in dieser Sperrzone ziemlich alleine da.

Mein Rechercheauftrag lautet nämlich, so will es mein "deep throat", dass ich nach schwulen faschistischen Netzwerken suchen soll.
Das Problem ist, dass ich an diese Piste nicht glaube, ich halte sie für einen falschen Auftrag, ich, moi, Nataly, halte sie für eine gezielte Denunziation.
eine Message, die denjenigen, der die Frage übermittelt, denunziert.

(Da die allerwenigsten meine Arbeit kennen, denn etwas wie "meine Arbeit" existiert nicht, müsste ich vielleicht dazu sagen, dass ich in Frankreich bereits über Antisemitismus und Homosexualität gearbeitet habe und das ich das mit jemandem wie Rémy Yadan zusammen getan habe, der das was er ist, stolz und selbstbewusst ist).

Womit ich sagen will, dass die Message nicht für mich ein Problem darstellt, sondern dass der Vorwurf "datiert" ist, er trägt die Spuren der Prüderie und der Angst
dazu da, den unwichtigen kleinen Faschisten noch den Stempel der asozialen Perversion aufzudrücken.
Woran ich das erkenne?
Weil man mir die Recherche anvertraut. Weil ich der Experte für Kindesmissbrauch bin.
Das Bild des Geisteskranken hängt bereits an der Wand.
Re-enacting nennt man das.

Und noch bevor ich das Buch von E.H.Gombrich, "Méditations sur un cheval de bois" in die Hand nehme, über "Psychanalyse et l'histoire de l'art", seinen Aufsatz über André Malraux "André Malraux et la crise de l'expressionisme", so weiss ich doch, dass Informationen nur insofern gut und relevant sind, als sie dazu verhelfen, weitere Türen aufzuschliessen, weitere Informationen zu bekommen.
Ein Sigel zu erbrechen.
Aufzubrechen.

Aber meine Information soll garnicht dazu dienen, weitere Investigations in Gang zu setzen. Sie soll dazu dienen, recht öffentlich zu sagen: HIER gibt es nichts zu sehen.
No further information available.