Das bürgerliche Subjekt - notamment das bürgerliche, weibliche Subjekt mit seinen Gefühlen, Betroffenheiten und seinem probablement ungenügend ausgebildeten Einfühlungsvermögen in den Mittelpunkt einer politischen Betrachtung zu stellen - ist dumm.
Und es es zugegebenermassen sehr dumm, angesichts einer Frage von weltpolitischer Bedeutung wie dem Beschuss einer Schule, die unter dem Patronat und dem Schutz der UNO steht oder auch nur stehen sollte, sich hinzustellen und zu sagen: "Es deprimiert mich".
Es ist ein bisschen wie auf einer viel befahrenen Kreuzung, die zu Zeiten des Stosssverkehrs hoffnungslos überfüllt und verstopft ist, und wenn es sich um eine Kreuzung in FREIBURG handelt, in Momenten grosser Erregung und bei schwül-drückender Gewitterluft, sich gerne die Radfahrer hinstellen, auf Autodächer schlagen - oder schreiend moralische Appelle an die anderen, die Anderen mit dem grossen A, les fautifs, diejenigen die NICHTRECHTHABEN, richten.
Während man in der zerbeulten Blechschachtel sitzt, der Moral beim Schreien zuschaut und denkt, "Ich will doch bloss hier weg und Platz freimachen".
Aber es geht nicht um Diskursvermeidungsstrategien, besser gesagt, darum geht es NOCH NICHT, darauf werde ich später zurückkommen, sollte ich sagen,
aber das Problem ist, dass auch solche Redewendungen, die andeuten, dass meinen Gedanken eine Struktur, ein Ziel innewohnt, eine gewisse LOGIK voraussetzen, eine gewisse deutsche diskursive Logik - und dass ich meinen ganzen Stolz dareinsetze, dieser nicht zu vertrauen.
Es geht um die Möglichkeiten die Ausdrucksmöglichkeiten des individuellen Subjekts, sich in der Sprache mit und zu anderen zu verhalten -
nach den Möglichkeiten, wie sie Michael Hampe in seinem Buch "DIE LEHREN DER PHILOSOPHIE" beschreibt (Besprechungen zu diesem Buch
und es waren vorallem seine Überlegungen, die bei SPINOZA ihren Ausgang und Anstoss fanden, wo er unter anderem auf Seite 160 schreibt :
"Sowohl die Dispute die ein Mensch ins einem "Innern" auszutragen hat, wie auch die, in die er mit anderen Menschen gerät, sollten durch eine eindeutige und rationale Organisation der Begrifflichkeit, in der er denkt (Spinoza würde sagen durch die rationale Organisation der Ideen, die seinen Geist ausmachen). Das bedeutet aber, wenn Spinoza in seiner Kritik des gewöhnlichen Sprechens recht hat, dass das natürliche Sprechen nicht systematisch und deshalb unvernünftig ist, dass die Semantiken der Alltagssprache zerklüftet und widersprüchlich sind und deshalb Dissens und Leiden verursachen.
Spinoza hatte vorallem kulturelle Differenzen, die sich in verschiedenen Sprachen niederschlagen, vor Augen. Besonders wichtig (sicherlich auch für ihn persönlich) dürften die Sprachen der Religion gewesen sein."
Philosophieren heisst - auch - Philosophiegeschichte zu betreiben und zu interpretieren,
und es ist eine sehr interessante Frage, warum das so ist - schliesslich würde ein Naturwissenschaftler dies nicht unbedingt tun - doch Philosophen finden meistens von der Philosophiegeschichte wieder zu ihrem argumentativen Erzählstrang zurück, so Seite 162:
"Die philosophischen Freunde des vereinheitlichten Sprechens scheinen oft zu denken, dass Bedeutungsdifferenzen mit Ungenauigkeiten, wenn nicht gar mit Irrationalitäten im Sinne von Widersprüchlichkeiten zu tun haben. Die Bedeutung eines Begriffes muss festgelegt werden, damit ganz genau klar wird, was gemeint ist."
Und einige Zeilen weiter unten:
"Doch das Leben und die Sprachgemeinschaften der Menschen bilden keine Argumentationsgänge. Wenn Menschen unter begriffen Unterschiedliches verstehen, dann kann ihr jeweiliges Verständnis sehr genau sein." (Ebenda)
Hampe spricht dann von der Metapher der Landschaft und kommt auf Seite 164 zur Conclusion:
"…kommt man zu der irrtümlichen Überzeugung, Menschen müssten in jeder Hinsicht ihre Semantiken aneinander anpassen, wenn sie sich rational verhalten wollen. Doch es verhält sich genau umgekehrt:Sofern sie sich rational zu ihrer sozialen Welt verhalten wollen, müssen sie gerade unterschiedlich sprechen, weil sich diese sozialen Welten als gegebene Realitäten ebenso voneinander unterscheiden wie die Wüste vom Meer. Die Unterschiede zwischen en "sozialen Welten" sind jedoch Fond en Menschen selbst gemacht, sie haben etwas mit den looping effects ihrer Selbstkategorisierung zu tun."
Looping effects -
das war der Punkt, warum ich den Text hier zitiere -und Michael Hampe verweist hier auf das Buch von Ian Hacking, Menschenarten. The Looping Effects of Human Kinds, Zürich 2012 -
und bevor ich mir jetzt einen Kaffee machen gehe, ganz kurz noch folgenden schönen Satz als ein unter meinen Händen zitiertes Wrack:
"Es mag für Metaphysiker und Wissenschaftler schwer sein, sich eine Selbstbeschreibung als Kausalfaktor vorstellen zu können, weshalb es unter Szientisten die Tendenz gibt, alles Soziale zu biologisieren."
Aber nun brauche ich einen Kaffee, bevor ich weiter über "SELBSTBESCHREIBUNG" nachdenken kann, das auch mit Selbststilisierung zu tun haben kann, vielleicht auch mit einer Konzeption der SELBSTFRAGMENTIERUNG -
Wahrnehmung eines bruchstückhaft vorliegenden Ichs -
und bevor ich darüber nachdenken kann, warum ein junger Araber, den ich um eine Übersetzung von arabischen facebook-Posts gebeten habe, dieses mit der Begründung ablehnt. er könne weder Falschzeugnis ablegen gegen einen Unbekannten, noch ein Urteil über dessen Persönlichkeit, dass dieser person schadet ….. kurz der Zusammenhang zwischen Übersetzung, traduction und
einer Beurteilung wie sie ein geheimdienstliches, polizeiliches oder richterliches Zeugnis darstellt, ist mir noch nicht ganz klar.