Die ZEIT hatte vor kurzem einen Artikel über Mansplaining veröffentlicht
bei genauerem Hinsehen stellte sich heraus, dass auch die FAZ, letztes Jahr darüber berichtet hat.
Nun ist mir die Situation nicht fremd, sie begegnete mir des öfteren,
sei es während Proben - in der dichten Enge eines intensiven rehearsals mit weitaus profilierteren und erfolgreicheren Kollegen
sei es in einem privateren Umfeld, in dem der Mann, der Freund, der ...sonstwie Verwandte starke Bedenken trägt, abrät, plötzlich hysterische Krisen heraufbeschwört..angefangen von Kindesvernachlässigung bis hin zu Alkoholmissbrauch...
dass sich dann manchmal so anhört wie ( "wenn ich dir das Stück hätte kaputtmachen können, dann hätte ich das getan") - wobei sich dann später oft herausstellt, dass der Betreffende..MANN...dann auch an einer Diplomarbeit arbeitete, auch ein Buch veröffentlichte, auch eine Inszenierung vorhatte, viel grösser, viel grandioser, männlich eben.
Manchmal heule ich natürlich. Dumm wie Frauen halt sind.
Aber manchmal, irgendwann, während ich mir umständlich die Tränen abwische und während alle darauf warten, dass jetzt endlich alles annulliert wird, damit man zu den richtigen Stücken, den richtigen Doktorarbeiten den grossen Romanen übergehen kann, in dieser kurzen Momenten dieser Psychospielchen, die zur Kunst gehören, zum Leben, denke ich mir:
dann spielen wir eben das.
In der gähnenden Leere, die sich in solchen Momenten in meinem Hirn einstellen:
Ok, andere kriegen die Wirklichkeit ins Hirn geprügelt -
bei mir hat soziale Destruktion Rekonstruktion den gleichen Effekt:
Man atmet durch und schaut sich den Moment an:
Ich habe kein Problem damit, dass jemand Stunden zu spät zu den Proben kommt, denn dann ist das sein Spielvorschlag. Ok.
Du machst mich oder einen anderen teil der Crew fertig - dann ist das Teil der Inszenierung.
ich baue es sogar in neue Inszenierungen ein, die auch nicht "Inszenierungen" genant werden sollten:
nur eine Art Hauch, eine Art Moment wie in Leuven, sorry, das war sicherlich der ganzen Fakultät peinlich, die eigentlichen Schauspieler sah man garnicht. Und doch war ihre Arbeit Kern eines ganzen Stücks über SCHILLER. Der kern des politischen auf der Bühne. Theater als moralische Anstalt...unsichtbar aber ausgestrahlt.
Ja, ist blöd...inzwischen kenne ich die Antwort wie eine WoodyAllen-Figuar auswendig, ich kann auch auf meinen Brillen herumtrampeln und ich kann mir selber die Kante geben.
Und ich kann dabei sogar auf Cindy Sherman verweisen oder Unika Zürn -
so what.
Trotzdem ist s natürlich blöd, weil Kunst und Performances darauf basieren, dass ein VORHER GUT ausgedachter PLOT umgesetzt wird, KUNSTVOLL, anmutig, und dass ein Stück, das aus TROUVILLES besteht, zufällig während der Inszenierung erfundenen Machtspielchen - kein Stück ist. Folglich auch keine Kunst.
DENN das heisst ja, und ich kann die Gesichter aufzählen, bei denen das Nachdenken über Stirn und Nasenspitze läuft, denn das heisst ja, dass die Schauspieler das Stück schreiben.
Richtig. Zählt aber nur halb. Inzwischen kenne ich meine Pappenheimer und schreibe ihren Part schon vorher rein. Für alle MitspielInteressenten ( das ist der teil Text wo soviel Worte sind, die keinen Sinn machen.) Wobei ich natürlich für wortgewaltige Vorschläge, die so richtig unter die Gürtellinie gehen, dankbar bin. Vulgär zu sein, ist manchmal so anstrengend. Auch wenn ich nicht anderes kenne.
(Fluchen, warum sollte "Fluchen" ein Stück sein, dass von mir verfasst, akzeptiert wird. Dass müsste schon ein performanceteamwork sein, der mit afrikanischen Fluchttraditionen arbeiten, DANN vielleicht, lässt sich in der deutschen theaterlandschaft drüber reden - aber der Dynamik des Fluchs nimmt das ja nichts, im Gegenteil).
Und nichts den sprachlichen Implikationen eines Mal absolu - eins zutiefst fortwirkenden Bösen...
Der Einwand zählt aber auch nur deswegen zur Hälfte, weil Kunst für mich Rezeption ist.
Kunst als Kulturschaffender Prozess und so weiter...
(Notizzettel für mich...mehr über Tartuffes nachdenken, und all diejenigen, die von der paulinischen Kehre der Erneuerung und Offenbarung so überzeugt sind.... ausixten).
Und hier könnten wir zu Frantz Fanon übergeht - oder der Frage: was ist ein genau "Critical Whitheness"?
http://www.zeit.de/karriere/beruf/2016-05/mansplaining-frauen-diskrimierung-maenner-sexismus-kommunikation-job