Donnerstag, 10. August 2017

Der Rückspiegel.

Freiburg, Ökocity, die an einem Verkehrskollaps strickt, eingeklemmt zwischen zwei grossen Baustellen an neuralgischen oder strategischen Punkten,  deren Planung und Struktur sich über lange Jahre hinzieht, in denen zu Arbeitszeiten sich der Verkehr verdickt, eingekeilt zwischen den SUVs  ihrer selbstbewussten Bürger und Bürgerinnen, verlangsamt von dem umweltbewussten Carsharing -Fahrern, die ihr Ausleihmittel nicht beherrschen, sind Staus an der Tagesordnung.
Doch die Abgasbelastung, die sich in Stuttgart bemerkbar machen würde, weht hier der Wind, vom Schwarzwald kommend, nach Frankreich. Nach Fessenheim.
Ça nous est egal...on s'en fiche pas mal....

In Freiburg hat man Ferien. Die Strassen sind leer, alle anderen sind beim Öko-Camping, mit ihren Fahrrädern, diesmal, und die, die noch nicht wegkonnten,
haben das Problem der Leere.
Was macht man oder frau in Freiburg, wenn die Strasse vor einem frei ist, wenn die Ampel grün zeigt und einen NICHTS aber auch garnichts zum ANFAHREN zwingen kann?

Man schaut in den Rückspiegel.
Man stalkt. Den Hintermann.
Macht Zeichen, lang und ausführlich, dass man nicht fahren kann.
Weil es wichtiger ist, den Hintermann zu belehren als nach vorne ins Grüne, ins Freie, ins Licht zu fahren.

In solchen Momenten bedaure ich immer, dass ich nur zwei Hände habe.
Carpol-Karaoke zu tanzen,
und dann fiel mir, ich hatte mich schon mit einem Typen verkracht, ein Schauspieler, der HEINER MÜLLER spielen wollte, oder BECKETT

WARTEN AUF GODOT mit Dunkelhäutigen inszenieren wollte -
oder das Quartett? -

weil eigentlich die NuttenAdaption von Schiller dran war, fand ich, Schillers Frauenfeindlichkeit auf Marktbasis -
MONROE-Parking wollte ich es nennen. Eine Performance als es in Freiburg noch das unanständige, kriminelle Gewerbe gab, als die Sauberkeit und die Mahnwachen der Freiburger Bürgerinnen den Mut und die Courage aufbrachten, Tag für Tag,  an den Autobahnzubringern jeden Wagen kontrollierten.
Doch TagumTag und Tag um Tag nun, nachdem es in Freiburg keine Nutten, Keine Gewerblichkriminellen mehr, nun gibts nur das Peeping-Tom-Spiel..

I have some pictures in my mind, but I'M nothing more than scum.

Das fällt mir dann ein - manchmal kann ich die Sonnenuntergängen auf die leeren, zweispurigen Strassen in Freiburg nicht ertragen. Den dunklen Kirchturmspitzen von deren schwarzen Seelen die steingewordenen mittelalterlichen Kreaturen Fratzen, während drunter das Farbenspiel der Ampeln wechselt. Und Mama Biedermann und Kind Biedermann in ihren Rückspiegel glotzen. Zeigefinger heben.

Aber ich fahre in Freiburg ZU SCHNELL  - 50.
Ich gehe zu schnell in den ersten Gang. Zu schnell in den Zweiten.
ich werde eine Genehmigung einholen müssen. Für die Titten und den Dildo...
Was ist Beschleunigung und was macht Beschleunigung in einer System engmaschiger Kontrolle.

Wenigstens kann ich dann verstehen, warum Papa Biedermann beschleunigt, um sich vor meinen Wagen zu setzen - und in den Rückspiegel zu schauen.


























Muss ich eine performance in meinem Wagen genehmigen lassen?
Bin ich - dem Freiburger - nicht selbst schon eine?