Donnerstag, 8. August 2013

Mehrdimensionale Bildinstallationen, die nicht 3D sind

Ich habe nun in kurzer Zeit hintereinander den grossen Gatsby und Wolferine
im Kino und in 3D gesehen und war mehr als enttäuscht von der Popup-Bildqualität eines vermeintlich räumlich konstruierten Bildes. Die notdürftig aufschimmernden Hintergrundgebilde, die ins Auge ragendenden Büsche und Ziersträucher trudeln mir vors Gesicht, wie in jenen, auf alt gemachten Kinderbüchern, bei denen man Wolken aus Papier an kleinen, kaum sichtbaren Laschen über die Seite ziehen kann (vorausgesetzt die Fingerchen sind nicht zu dick), die Schubladen, die sich umblättern lassen - und den hochspringenden knarzenden Teddybären aus Papier, dem so schon ein Bein fehlt, während er das andere in den Abgrund eines Kinderschosses baumeln lässt.
Ich glaube, dass die Kulissenhaftigkeit der Illusion, der Täuschung dem grossen Gatsby bereits zugrunde liegt und dass man eine Filmkulisse, die eine Grundstruktur des Erzählens ist, nicht wie einen grossen hölzernen Mann zweimal zeigen muss.

Aber ich glaube nur daran - wie eben Gatsby an die Liebe glaubt.
Und das ist der Punkt.
Ich glaube eben dran wie an die Liebe, die eine Art Zuckerwatte ist: aus nichts zu bestehen scheint und im Mund zerfliesst und doch aus so viel - Zucker besteht.

Andersrum.
Mir war aufgefallen, dass man einen 3D Film auch ohne Brille anschauen kann, weil es letztlich nur um die Grossaufnahmen geht, die alten Grossaufnahmen der schauspielerischen Leistung. Der Gesichter, die für sich sprechen. Dass es auf den Hintergrund nur schemenhaft ankommt.

Und nun eben, habe ich mir gedacht, machen wir es eben andersrum:
Ganz viel Gesichter und alle diese Gesichter sind Kulisse, hinter der der Hauptdarsteller verschwimmt.
So wie der Perspektivpunkt der Geschichte ja auch nicht die Liebe ist, sondern der Tod und das Lügen davon, das Unscharfmachen, ungenau werden.

Da das Ungenauwerden im Mittelpunkt steht, rückt nun die militärische Präzision in den Blickpunkt, man fokussiert und erwartet die üblichen statistisch angehauchten Spielchen, nüchterne Sachlichkeit der Katastrophe -

und da stehen nun meine jungen Schauspielschüler im Bild - mit Schauspielschülern kannste das auch nich machn, sagte einer vom technischen Staff - die vom Krieg nicht viel Ahnung haben.
Darf ich nun mit denen ein grossmäuliges, strategisches Desaster zeigen, unbedarft und arrogant, 19-jährig und bubenhaft -
das ist eine rhetorische Frage, so unbedarft und kulissenhaft wie Fragen überhaupt.