Donnerstag, 27. Februar 2014

Kinderpornographie

Die Jahre 2001 bis 2007 habe ich damit vertrödelt, an einem Stück über Sexualität, männliche Sexualität um genau zu sein,  zu arbeiten.
Unter den zahlreichen und immer wieder wechselnden Mitwirkenden  waren einige recht illustre Schauspieler, so Remy Yadan oder Virgile Durand - aber auch Möchtegern-Travestiten und die anderen, die zwanghaft Transvestiten sind.
Und wie immer gestalten sich die Dinge unter meiner Hand nicht ganz so einfach:
Kinderpornographie ist nicht gleich Kinderpornogarphie sondern auch das ist Pornographie was die Gesellschaft aus Pornographie macht, und wo es um Homosexualität gehen sollte, ging es plötzlich um Antisemitismus.

Natürlich fanden die deutschen Verlage das Stück kurzerhand Scheisse - und in ihrer drastischen Art genierten sie sich auch nicht, mir das zu sagen.
Natürlich meinten sie damit, dass es alles abgeschrieben war - und dass Pasolini oder Hubert Fichte
das alles viel besser bereits dargestellt hätten und Patrice Chéreau oder Rosa von Praunheim wesentlich interessantere Filme, Gedichte und Theaterstücke  geschrieben haben.

L'homme blessé.

Schliesslich hab ich  TROTZDEM dafür optiert, es durchgestrichen und übermalt, dreifach verdruckt und zerrissen irgendwo offline zu drucken - das passt am besten zu dem Bild unserer Gesellschaft, aber auch das ist eine geklaute Idee von Robert Walser.
Das einzige, was mir ernsthafte Sorgen macht ist die Tatsache, dass es meinem Grafiker seitdem nicht gutgeht.

Doch nun nehme ich - sehr schweigsam - die sogenannten Enthüllungen des "Falles EDATHY" zur Kenntnis und ich höre mich durch die zahllosen Talk-Shows, in denen es immer auch darum geht, dass KEINE mediale Vorverurteilung stattfinden sollte.
Ich frage mich, allein abends mit blau und rot glühenden Augen Stunden und Stunden vor dem Fernseher sitzend, worum es dann geht.
Ich frage mich natürlich auch, warum und WANN der angeblich so literarisch gesättigte, cinephil erzogene Bildungsbürger der siebziger und achtziger Jahre verschwunden ist - aber das ist eine unbedeutende Frage der kulturellen Veränderung und der gesellschaftlichen Ab- und Umwertung menschlicher Interessen - angesichts der Wucht an Schmerzen, Missbrauch, Parteiausschlussverfahren, Volksbegehren und Unterschriftensammlungen gegen die Verwendung von homosexueller Literatur in Schulen...
Sorry, ich habe mich, in polemischer Absicht schon wieder vergaloppiert.
Ich werde also eine neue und längere Schweigeminuten einlegen - um die Neugestaltung des Rechtsstaats, wie es sich hier vor unseren Augen vollzieht, nocheinmal zu überdenken.