Dienstag, 4. Februar 2014

Nationalsprache

Das Gespräch drehte sich wieder um Assimilation. Darum, dass Schüler deutsch sprechen müssen.
Sonst gäbe es keine Erziehung.
Und dass es den Eltern, die sich die Mühe machten, zum Schulelternabend zu gehen, egal sein könne, wenn die anderen nicht kämen, die von den verhaltensauffälligen Schülern, die von den gemobbten Schülern, wenns doch schon sicher sei, dass man eh nicht mit denen reden könne.
Weil die ja die Sprache nicht beherrschten.

Irgendwann habe ich nicht mehr zugehört.
Warum auch.
Das Familiengeld ist mir gestrichen worden, nachdem es schon ein recht langer Kampf war, es zu kriegen.
Ich weiss schon, für die einen bin ich die dumm-rassistische Deutsche, für die anderen die weinerliche Migration, für die dritten die unausgegorene Künstlerin.
Die Bürokratie entscheidet sich gerne - bei soviel Auswahl an Diskriminierungsmerkmalen - jeweils zu ihrer eigenen Gunsten.

Nur, dass ich mich werde alleine drum kümmern müssen, ist inzwischen zu einer verdammt pseudo liberalen Grundüberzeugung geworden.
Und während ich gerade darüber mit mir hadere, denn für Solidarität ist darin nicht viel Platz, bei diesem Einzelkämpferkampf zwischen Ländern und Nationalismen, Bürokratien und Schleichwegen, von denen ich nun schon einige kenne -
ist doch die mangelnde Solidarität, das was mich an den anderen so stört, die Solidarität nur da kennen, wo man die gleiche Sprache spricht -

egal,
da fällt mir ein, dass ich es - urplötzlich scheint es mir ganz deutlich - für absurd halte, Nationalität an eine Nationalsprache zu binden.

Gerne würde ich diejenigen, die sich so vehement für den deutschen Sprachgebrauch einsetzen - und zum anderen eine massvolle - aber hartnäckige Orientierung am amerikanischen Traum einfordern, sie nur allzugerne fragen, was sie denn von einer Möglichkeit halten, die ein amerikanischer Staatsbürger hat, wenn er spanisch spricht, oder gar das als Pidgin-englisch verunglimpfte Afro-Amerikanisch.
Aber hätten Sie sich jemals vorgestellt, einen naturwisschaftlichen Aufsatz, sagen wir über "Mapping Disease-Causing Mutations" in Pidgin-englisch zu veröffentlichen?
Wozu auch?

Aber da es, um nur bei der grossen Schweizer Nation zu bleiben - und der Schweizer DEMOKRATIE - jetzt hängt gerade mein Gedankenrädchen, ich spüre schon, ich ticke grad nicht richtig -
es ist natürlich völlig absurd, sich vorzustellen, ein Staat ausser eben dieser besonderen, könne einen sinnvoll funktionierenden Staatsapparat haben, wenn die Schulkinder schon in frühsten Kindesalter mit 4 Sprachen gleichzeitig gequält werden.

Und trotzdem gefällt mir heute morgen die Idee, Staatskunde würde in türkisch unterrichtet, wenigstens ein paar Stunden lang, ausnehmend gut.