Gestern lief auf Arte ein alter Film von Clint Eastwood über einen Mord
Und in diesem Film gibt es einen wunderschöne Szene mit einem Transvestiten auf einem sehr bürgerlichen Ball...
Und wie ich dieses niederschreibe, vereist mein Körper ...
denn mir fällt ein, dass wir das Transvestiten-Projekt weiterziehen wollen,
antisemitische Schwule, die auf Transgender treffen - und die einfach die Ecke prügeln...
Die Begründung, die einzige, die sich dann zwischen den zusammengepressten Zähnen hervorholen lässt, ist die, dass
a) Homosexuelle einfach prinzipiell Frauen nicht ertragen können und selbst Mannfrauen einen Grad der Unzumutbarkeit darstellen, auf den ein "normaler Mann" nur mit Hass und Selbstverteidigung reagieren kann
und b) dass Transvestiten pervers und krank sind.
Dahinter taucht dann natürlich auch sofort die Frage auf, warum ich, Ich Nataly, als Frau und Künstlerin, DAS machen will. Die Frage wird meistens genauso NAIV gestellt.
Wohl weil mein Gesicht ein NAIVES ist.
Eine Frau, die schwule Männer filmt, MUSS, so die These, ein abnormes sexuelles Interesse beim Filmen haben - und eine Frau, die dazu noch Transvestiten in Szene setzt, muss also doppelt gestört
sein.
Noch weiter dahinter steht dann wohl die These, dass Frauen überhaupt nichts tun und angucken können OHNE sexuelles Interesse.
Was in gewisser Hinsicht schon stimmt:
Im "L'homme blessé" von Patrice Chéreau ist Vittorio Mezzogiorno von unerträglicher Schönheit, worauf ich das ANGUCKEN dieses Filmes abgebrochen habe...dafür habe ich jetzt dieses Kribbeln auf der Haut und in den Händen und muss schauen, wie ich ihm einen anderen Namen und ein anderes Bild geben kann. Aber das hat mit Sublimierungsprozessen zu tun, zu denen ich als Frau oder auch nur als ICH eben nicht recht fähig bin.
Eigentlich wollte ich der Frage nachgehen, warum für Toleranz und Offenheit eintretende Homosexuelle eine solche Aversion gegen Ausländer haben (wie das früher hiess, bevor wir Migranten dazu sagen mussten), gegen all die schwulen Araber, die die noch dazu zu perversen Transen gehen.
Aber ich musste lernen, dass es wenig hilfreich ist, einer solchen Frage nachzugehen -
und dass es vielmehr ein Akt der Homophonie ist, ein Art von "Schwulenhass schüren", wenn ich solche Fragen stelle und solche Stücke inszeniere.
Also wollte ich Lesben und Feministinnen in die Transvestiten-Performances einbinden, in der Hoffnung, dass Frauen, die für sich eine grössere Sensibilität in Anspruch nehmen, grösseres Einfühlungsvermögen, besonderen ALTRUISMUS - doch habe ich festgestellt, dass sie keineswegs an den Sorgen und Nöten einer Mannfrau interessiert sind.
Die Ablehnung äussert sich, certes, subtiler, mit feiner Ironie und amüsiertem Spott - macht aber nichtsdestotrotz deutlich, wie wenig Transvestiten zu einer feministisch aufgeklärten Position beitragen.
QUEER zu sein, ist ein Phänomen der Sprachanalyse und eine Eigenschaft der Tomboys, vielleicht, wenn ich das Wort QUEER überhaupt in den Mund nehmen darf, schliesslich ist die Verwendung nur feministisch und akademisch qualifizierten Personen vorbehalten, die den herrschenden Diskurs korrekt verwenden.
Jedenfalls sind "meine" Transvestiten wieder nur unangenehme Grenzgängerinnen, die dem Bild der Frau nur widerstrebend gerecht werden.
Und weil wir das Thema unpoetisch und in einer Liste abhandeln, weil Vereisungen und Sprachparalysien schwer zu ertragen sind ... darf man als Künstler wohl NUR BEOBACHTER sein und ZEITZEUGE und STIMMUNGBAROMETER, aber man muss es auch AUSHALTEN können, die Dummheit und den Hass und die Verklemmungen der anderen, bevor man sie gefällig und angenehm inszeniert,
wie im Film "M - Butterfly" zum Beispiel, Cronenberg, nicht, der sich auf den Fall Bernard Boursicot bezieht - und hier muss ich wieder fein säuberlich darauf aufpassen, das sich nicht die grosse chinesische Nation beleidige und sei es auch nur, grandiose Selbstüberschätzung, im Verhalten eines Menschen -
also dann füge ich der Liste noch den neusten Vorwurf hinzu, dem ich in Freiburgs Utopia begegnet bin, demzufolge vorallem die KINDER bewahrt werden müssen vor dem Kontakt mit Transvestiten.
Als ob Transvestiten pädophil wären.
Es könnten die Jungs fürs Leben gezeichnet, deformiert werden durch den Anblick einer solchen Kreatur....