Mittwoch, 23. Oktober 2013

Über die Diskriminierung von Armut....

Libération veröffentlichte heute (dh letzte Woche) einen Artikel über einen neuen Gesetzesvorschlag in Frankreich, nach dem es möglich sein soll, Diskriminierungen von Armut, sogenannte "soziale Diskriminierung" unter Strafe zu stellen.
Aufhänger für die Geschichte war ein Vorfall im Frühjahr, bei dem eine Familie aus einem Museum ausgeschlossen wurde, weil ihr "Geruch" andere Besucher belästigt hatte. Dem Musée d'Orsay  konnte aber kein deontologischer Verstoss oder gar eine Gesetzeswidrigkeit vorgeworfen werden, es hatte sich offenbar korrekt verhalten.
http://www.liberation.fr/societe/2013/10/17/il-faut-sanctionner-les-stereotypes-attaches-aux-personnes-pauvres_940206

Nun habe ich, seit ich wieder in Deutschland lebe, schon einige Male den heftigen Impuls verspürt, notfalls mit rechtlichen Mitteln gegen Ansichten vorzugehen, die sozial Schwächere schmähen und herabwürdigen.
So  zum Beispiel die Ansicht, der ich in der Freiburger Ärzteschaft schon mehrfach begegnet bin, derzufolge "Hartz-IV-Empfänger vulgär" sind und dass deren Behandlung eine Zumutung für den behandelnden Arzt darstelle - dies sei manchmal an der Grenze des Erträglichen - für mich eine nicht akzeptable Ansicht, was wohl daran liegen mag, dass ich einen anderen Zungenschlag beim Eid des Hippokrates in Erinnerung habe...Aber der Eid des Hippokrates wird ja garnicht mehr geleistet. Zwar hat auch die Genfer Déclaration des Weltärztebundes einen Passus, der  vorsieht:




"Ich werde mich in meinen ärztlichen Pflichten meinem Patienten gegenüber nicht beeinflussen lassen durch Alter, Krankheit oder Behinderung, Konfession, ethnische Herkunft, Geschlecht, Staatsangehörigkeit, politische Zugehörigkeit, Rasse, sexuelle Orientierung oder soziale Stellung."

Es ist jedoch auffallend, wie wenig das die Leute kümmert, denen ich versucht habe, meine Empörung mitzuteilen.Und ich beruhige mich dann, in dem ich mir sage, dass ich eben als Künstlerin denke, die daran gewöhnt ist, permanent aus nichts und für nichts zu schaffen -  und für die die Frage der Bezahlung absolut nichts mit Kunst zu tun hat, sondern nur Disziplin, Hingabe und Engagement für DEN anderen.

Da ich aber andererseits auch weiss, dass es in der gleichen Stadt nicht nur eine TAFEL gibt mit unglaublich langen Warteschlangen jeden Tag, dass es eine nicht unbeträchtliche Zahl von Leuten gibt die an TAUSCH-Ringen mitmachen, auch viel, die aus Überzeugung einer anderen Meinung sind, frage ich mich, ob ein solches Gesetz wirklich den Sinn hat, den es haben soll.


Und schon sind wir wieder bei einem anderen Thema . . 



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