Sonntag, 15. Dezember 2013

Neue arabische Dichter

Kaum habe ich damit begonnen, mich mit arabischer Dichtung zu beschäftigen,
da stürzt der PC ab..
und kaum hab ich den Faden wieder gefunden,  verlieren sich alle ungesicherten...
ach ungesicherten ..Ideen..
Jedenfalls, kaum dass ich mich damit beschäftige, taucht schon die These auf, dass man arabische Dichtung nur ganz oder garnicht korrekt vortragen könne.
Die These, von wegen, GANZ oder GARNICHT... das ist wie mit dem Regen und der logisch korrekt vorgetragenen Behauptung, dass es entweder regnet oder nicht regnet -
und die Ansicht, dass es eben das Wesen des Regens sei, zu regnen und nicht zu regnen, kommt darin nicht vor. Es ist ja auch, oft, eine weibliche Behauptung und darin eben mehr Gefühl - als These.

Allerdings spielte die wahre Poesie, besser die wahre Dichtung eine grosse Rolle in meiner Einführung und, nun kommt der diabolischere Teil, was aber meinem Gesprächspartner so noch nicht ganz bewusst war, vielleicht - und dieses vielleicht stammt aus der Diktion der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts, in dem es noch einen Schah gibt und Studenten und - und einen Winkeladvokaten.
Und da wir eben über die Dichtung sprachen, kam die Frage auf, ob denn ein schlechter Poet eines Winkeladvokaten bedürfe - ein Winkeladvokat setzt sich nicht für etwas ein, das keinen Erfolg verspricht, meinte mon Interlocuteur, niemals.

Ich bin mir da nicht sicher.

Münzen

Während ich schon beginne, meine Kenntnisse arabischer Literatur zu erneuern, erweitern, zu vertiefen und statt al-Jarrah Adonis lese, oder Mahmout Darwisch -
sortiere ich noch die Münzen aus, das Kleingeld, das sich in meinem Portemonnaie findet -
eigentlich ist das eine Konstruktion wie bei Hermann Broch
schon nicht mehr und immer noch nicht -
und dabei ist das dringend notwendig, wie meine Tochter findet - oder auch jede noch so stämmige Kassiererin, die mit Ungeduld und offener Verachtung an der Kasse darauf wartet, dass ich - mühsam - 5 Penny von Cents und Pfennigen scheide, von den Kunas, 50 Rappen und anderem ganz zu schweigen, das in diesen Tiefen raschelt - mühsam, ich gebe zu, dass ich mich beeile, aber wenn ich mich beeile, dann hab ich meine Brille nicht auf und ...
es gibt wenig das so offenkundig verachtend ist wie der Blick einer Kassierin auf einen Kunden, der nicht weiss, was er ihr hinhält -
wer den Pfennig nicht ehrt, nicht wahr, der ist des Talers nicht wert -
und dabei geht es genau um diese Münzen, das theologische Kleingeld, das mich momentan beschäftigt.
Denn ich bemühe mich, mit diesem Kleingeld, die Stimmen afrikanischer Frauen zu übersetzen,
die mit einem gewissen Überschwang nun glauben, das Evangelium den europäischen Christen zu bringen.
Gibt wenig was so lächerlich wie das.
Ich bin zwar nur die Übersetzerin, aber der peinigenden Finger dieses Leuchtturms, der trifft auch mich...
Nun sprechen wir zwar viel über den Papst, sei es der Herr Küng im SPIEGEL oder der Herr Blüm bei Will, aber dieses theologische Kleingeld, mit dem wir bezahlen, das hat eben auch so einige Münzen, die "nix wert" sind.

Dienstag, 10. Dezember 2013

Der Neffe des Erzbischofs

Wie darf man sich einen Karl Marx vorstellen,
der mit dem Neffen des Erzbischofs
durch die Kneipen
gezogen ist ?






Über einer Übersetzung für Antje Schrupp in Stottern kommen..

Eigentlich sollte ich schon längst, so hatte ich es versprochen, eine weitere Übersetzung eines Blogbeitrags von Antje Schrupp fertig haben, so hatte ich es ihr versprochen - und derjenigen, die das im Französischen lesen sollte, aber ich bin ins Stolpern gekommen...

Blockade.

das Thema war die Armut, notamment die von Frauen, der Text das "Scherflein der Witwe" - und meine französische Interlocutorin, will sagen: Ansprechpartnerin hatte fast im Stegreif verstanden worum es ging...

also eigentlich kein Grund, steckenzubleiben.

Aber mir war eingefallen, dass eine junge Frau aus Burundi, die momentan wohl an ihrer Magister oder Doktorarbeit sitzt, beiläufig gesagt hatte, dass sie diese deutsche Plakate mit bettelnden Afrikanerkindern auch dumm fände, wenn sie Hunger hätte, könnte sie auch zu ihrer Nachbarin gehen, sich nett mit ihr unterhalten und dann wäre der Hunger vergessen.

Nicht: gegessen.

Nun sollte ich wohl die Moral hinschreiben meiner kleinen Anspielung, nur: mit der Moral hab ich es nicht so, vorallem weil ich noch nicht so recht weiss wohin meine Whimsey mich nun wieder trägt, mein Assoziationsreichtum - und dann lassen sich moralische Anspielungen so schlecht klarlinig verknüpfen, wenn man das Muster seines Teppichs noch nicht richtig kennt (wie wohl Botho Strauss irgendwo gesagt haben könnte).

Denn da ist noch der junge Moslem, der seit kurzem in meinem Hause wohnt und nicht nur andauernd fastet, weil dies zusätzliche gottgefällige "Dienste " sind - sagt man "Dienste?"...eher nicht, fürchte ich .... sondern auch noch dabei für uns kocht ... ebenso freiwillig und ungefragt....ungebeten ..alles so unhöfliche Worte.....
(und ich beschreibe jetzt nicht den Gesichtsausdruck, den meine deutschen Landsleute machen, wenn er ihnen stumm die Türe öffnet)

sondern auch jenen kurzen Augenblick in Nevline Nnaji's Film, als eine junge schwarze Frau danach gefragt wird, wer  denn  auf ihre kleinen Kinder aufpasst, wenn sie arbeiten geht.

Aber dann, sagen meine deutschen Gewährsleute - und ich spüre deutlich, dass ist nur die kleine Spitze, der kleine verdrehte Haken eines viel tiefer sitzenden Problems,
dass es hier ja keine schwarzen Arbeiter gibt,  sondern nur schwerarbeitende Frauen.

Nachtrag

Zwischen 


und



und


und


.....


Samstag, 30. November 2013

Nachtrag vom Fountainhead




by Autum.



Nothing about black feminism - Vom Londonfeministfilmfestival, Hackney nach Creteil, Paris, France auf der Suche nach afrikanischen Babysitterinnen

Von London,
vielmehr Hackney

zum Hackney Picturehouse.
Dort fand das Londonfeministfilmfestival statt


besonders den REFLECTIONS UNHEARD
You should have a look right here








  

sollte hier der Besuch im MacDo von Hackney folgen.
Und den alten Fraeun mit dem N-Wort, dass man in Deutschland nich sagen darf,
weil besser nich gesagt als gedacht....




Auf dem Weg nach Creteil, Paris, Ile de France ...aufd er Suche nach den afrikanischen talkmastern, Moderatorinnen, Filmemacherinnen aus Afrika wohlgemerkt, nicht karibisch, nicht aus Chicago....




die, wie die Ladies in dem Film sagen würden, arbeiten müssen, um zu überleben, um die Kinder durchzubringen...



Dienstag, 19. November 2013

Miranda

Zwischen Bell Hoods, Elsa Dorlin, les Femmes du Cameroun, Dark Continents und Aurdey Lorde





Miranda, auch ohne Caliban übernächtig.

Montag, 18. November 2013

The Act of Killing

Wer war dort, im Kino, und hat gekotzt?

der 18.Brumaire der Johanna Kinkel

Auf der Suche nach einer anständigen BEBILDERUNG der Johanna Kinkel und ihrer 1848/49 Inszenierung,
mit Marxschen Elendsbriefen beschäftigt, Kindersterben und der Rekonstruktion eines verstaubten zerbrochenen Küchenstuhles mit kaputten Tassen als Kinderspielzeug...
beim Stöbern nach Arbeiten des Wiesbadener Hofjuweliers Julius Herz...

also bei der Re-und Rekonstruktion, richtig, dem WiederundWiederverwenden der immergleichen Bildstrukturen, von Jugendstil und Biedermeier, gothisierenden Elementen des Kitsches
und nachdem ich vor kurzem diese unsägliche HerrderRinge Verfilmung angeguckt habe - könnte man sich doch fragen, warum diese gothisierende Elfen-Kunst hie im amerikanischen Film dort
bei KINKELS so gradlinig Bestand hat...Genie, Feinheit und Grazie, Schönheit und Liebenswürdigkeit - jede holde menschliche Eigenschaft ....    :
"Der ätherblaue Hintergrund hob sich reizvoll gegen die dunkelgrünen Laubgewinde ab, die in Form eines gothischen Bogens die innere Türöffnung bekleideten. Im Halbkreis saßen Männer und Frauen, die sinnenden Häupter mit Kränzen von Epheu und Rosen geschmückt, und bildeten das Gericht über die jüngsten Werke des heiteren Bundes...dieses Fest war von einem wahrhaften griechischen Hauch verklärt. Eine edlere geistige Stimmung im geselligen Genuss konnte nicht gefunden werden..."
auch das im Wortlaut so ähnlich

Wie kommt es, dass so viele mich fragen, warum denn Filme heutzutage alle gleich aussehen -
als wär das Kino schon tot und das Fernsehen auf dem Youtube Minigag-Niveau angekommen -
und warum fragen sie mich kurz danach, warum ich denn nicht "richtig" filmen kann -
kann ich nicht -
unbestritten -
aber muss ich denn Karl Marx, das Kindersterben, Kinkels Eheprobleme in gothischer Bauweise darstellen? Mit Blumenranken gradeaus und starr wie Autobahn-Zubringer und Highways...

Ensemble Selisih

Von einem Konzert des Ensemble Selisih, bei dem ich meine Kamera nicht aufstellen konnte, noch im Nachhinein zu berichten fällt mir schwer und wenn es sich dann auch noch um immer noch lebendige, sehr lebhafte Komponisten handelt, die sich nicht leicht in Klassifizierungen und die Zettelkästchen einer Schauvitrine sperren lassen oder sich gar für YOUTUBE-Aufzeichnungen zu schade sind .....

Bilder ohne Töne und und doch Töne so voller Bilder, dass ich fast der Vulgarisierung nachgeben möchte und andere Bilder Filme Darbietungen der Komponisten posten,
so zahlreich und doch wenig besucht in den Weiten des Internets wie die Plastikflaschen des

Jonas Baes
von dem sich eine Kuala Lumpur Performance findet.... http://www.youtube.com/watch?v=CmtVEBCH_JM


Ist es denn so, dass wir an den Grenzen der Instrumente arbeiten, immer neuere unerhörtere Töne "sehen" wollen...dass es den Musikern zur grossen Herausforderung wird, wie uns beim Zu- Hören -
oder ist es nicht vielmehr das der grosse Trost, dass es immer wieder gelingt.?

Das Ensemble Selisih spielte Werke von Dieter Mack, Kee Yong Chong, Jonas Baes, Dylan Lardelli, Chris Cree Brown..
aber mehr sollte amn vielleicht dazu nichts agen.




Sonntag, 10. November 2013

Gangstas...

In meinem Bemühen, Afrikanern, die mit mir nah oder fern befreundet sind - und  seien sie Akademiker oder Hausmeister, Küchenaushilfe oder DHL-Auslieferer (ja, in Deutschland haben sie es leider noch nicht so häufig wie in Frankreich zum Oberarzt geschafft) ihnen allen also  Geschichten und Traditionen zu entreissen, um in altbewährter kolonialistischer Manier, diese afrikanischen Geschichten schlecht aufbereitet und zusammenhanglos als von mir erfundene auszugeben - oder aber - schlimmer noch, in meiner einfallslosen Chronistenrolle sie als DEN Fremden zu Wort kommen lasse, wo doch DER FREMDE nur Reaktionäres und Rückständiges zuwege bringt, vorallem im Denken und in der Sprache, wie nicht mit mir befremdete deutsche Landsleute finden  -
in diesem Bemühen also, und ohne einen weiteren Umweg zu machen über die Wege, wie man "Andere zu Wort kommen lässt":
habe ich im Vorwort von Sieglinde Lemkes Buch "Primitivist Modernism: Black Culture and the origins of Transatlantic Modernism"verweilt:

"The paint becomes "pure" white only by adding ten drops of black; while these drops remain invisible to the naked eye, they are nevertheless crucial to achieving a perfectly white hue. These drops work as a catalyst, as a necessary  performing element in effecting whiteness....(...)...It is this injection of blackness that caused modernism to assume the precise form it took. I shall demonstrate that several key expressions of modernism assumed their shape only through the incorporation of black forms.."

In den wenigen Sätzen, die ich ausgelassen habe, und die doch, wie alles Ausgelassene, soviel wichtiger sind als der Rest, der dasteht, fügt sie die, wie ich finde, nicht uninteressante Nuance hinzu:
"It is my intent to paint a picture of modernism that stresses a chiaroscuro effect, the interplay between black and white."

Nun handelt es sich hier offenkundig um eine Prozentualrechnung, genauer formuliert: bei der Bestimmung des Zwischenspiels von Schwarz und Weiss - und ganz aus dem Zusammenhang gerissen - um eine Bestimmung des prozentualen Mischungsgrades, vielleicht, positiv gesagt, sogar um homöopathische Mischungsverhältnisse -
aber eigentlich fällt mir da Ezra Pound ein, in seinem Pisaner Käfig eingesperrt:

"What you depart from is not the way
and olive tree blown white in the wind
washed in the Kiang and Han
what whiteness will you add to this whiteness, what candor?"

während der Anfang des LXXIV Cantos noch
"The enormous tragedy of the dream in the peasant's bent shoulders
Manes! Manes was tannend and stuffed,
Thus Ben and la Clara a Milano"...

Ezra Pound, der hatte auch so eine Art, mit Malerei gewisse nicht rein prozentual zu beschreibende Veränderungen in der rein westlich gelesenen Welt zu interpretieren, mal davon abgesehen, dass Ezra Pond selbst in seiner Faschismus-Begeisterung noch n bisschen kosmopolitischer war,  zumindest jedenfalls in diesem Moment, dann, als die amerikanische Militärmaschine ihn mit anderen Angeklagten der amerikanischen Militärjustiz in Käfige verfrachtete,  all den Washingtons und Jeffersons....

Dienstag, 5. November 2013

Über das Machen von Zusammenhängen

Ich doch immer wieder überrascht, wie wenig Menschen das Machen von Vorstellungen, Klischees, Denkmustern interessiert, wie gering die Toleranz ist für abweichende Darstellungen und wie schnell
eine abweichende Darstellung Wut provoziert...

Dabei spritzen wir genauso BETON in unsere Seele hinein, wie dieser verunglückte Transvestit, der sich und seinen Körper mit einem Amulett oder einem in Deutschlang gängigen Modell eines Strassenrand-Jesus verwechselt.
Würde uns nicht passieren...uns mit dem allenthalben hinbetonierten Kreuzes-tod zu verwechseln..

Dabei wäre hier einiges zu sagen...zu der Dauer dieses Sterbens - und zum Wesen der Betrachtung -
wie oft werde ich für meine flüchtigen, schnellen Kamerabewegungen getadelt, weil sie nicht dem gängigen Fernsehformat entsprechen, ja nicht einmal den Goldenen Schnitt respektieren -
es ist, ich sagte es schon, überraschend - wie sehr mein Sehen von den gleichförmigen Vorgaben des angeblichen kontemplativen Schauens vorstrukturiert werden muss -
als würde ich etwas begreifen nur weil ich es SO ANGLOTZE wie alle anderen -
und andererseits den Sichtweisen der hiesigen Spassgesellschaft genügen muss -
darf ich ja  - als normaler europäischer mensch - einen Transvestiten nicht rein sachlich betrachten - und kann es auch nicht, weil einen Transvestiten zubetrachten SOFORT ein perverses sexuelles Gelüst auslöst ....und ich darf es auch nicht sachlich tun, weil es sonst nicht mehr lustig ist.

Andererseits, wenn ich mal ehrlich bin, gehen mir die eingeschränkten Möglichkeiten, mit denen ich in Deutschland afrikanische-deutsche Beziehungen beschreiben darf, sehr auf die Nerven: da ist zB die Möglichkeit, nach der ich die zukünftige post-rassitische Gesellschaft nur durch Transplantationen  darstellerisch erreichen kann, oder andere dem medizinischen Prozedere der organischen Teilchenverpflanzung entlehnte Verfahren zur Beschreibung benutzen sollte ....

jepp, BETON, ich sagte es schon...

oder diese andere Möglichkeit, das Wort "Neger" nicht mehr zu benutzen - und dabei fällt mir die Geschichte ein, die mir, während ich in Berlin in einer einfachen IKEA-Küche sass, am Telephon erzählte, über Frankreich und seine alten Grossmütterchen, und dabei, weiss nicht mehr warum, muss ich an die Kathedrale von Clermont-Ferrand denken, aber sicherlich nicht wegen dem dort jährlich stattfindenden Videofestival -

aber tant pis,
ich werde mich wieder an die Texte und ihre Übersetzung setzen, von Jesus, und warum Jesus kein Afrikaner geworden ist - und auch keine Frau ....

Beton - darauf kommt es an, seine Geschichten betonhart zu machen.

Von der Gay pride zum White Pride

Nach einer langen Woche voller Diskussionen und Arbeitstreffen in Berlin, Frankfurt und der Schweiz
habe ich nun einige, sehr nachdenkliche stimmende Meinungen über die Menschen, die KEINE Migranten sind, gehört.
Vielleicht kann dieser Buchtipp das ein bisschen besser erklären, dessen Titel allein schon recht heftig ist:
"Von der Gay Pride zum White Pride"
http://www.kritisch-lesen.de/rezension/vom-gay-pride-zum-white-pride...

Auch das Aktionsbündnis SCHRÄGSTRICH, das hier besprochen wird:
http://www.fr-online.de/frankfurt/csd-2012-aktionstage-zu-rassismus-und-homosexualitaet,1472798,16616730.html


Freitag, 25. Oktober 2013

Fortsetzung von nichts

Was mich nun eigentlich daran ärgert, ist die Tatsache, dass ich die Verbindung so anodiner Dinge wie der vorhin aufgelisteter Tatsachen aus Zeitungsartikeln DURCHAUS zu einem Kriminalroman verbinden - dürfte -
die Verflechtung solch zufällig angesammelter Trash/garbage/ Abfall-Geschichte würde in einem Kriminalroman seine gesellschaftlich akzeptierte Verknüpfung und Entknotung erfahren -

was mich - und ich bin einfach mit Dashiell Hammett, Sjöwall/Wallöö, Gardner, Chandler, Ambler, Highsmith, Ellroy, Christie unddenresthabichvergessen grossgezogen worden -
an ein dumpfes Magengefühl erinnert: so als hätte man rosa Plastik gegessen.

Die einem Kriminalroman zugrundeliegende Pseudokausalität des Verknüpfens und Aufdröseln gibt ja vor, die Dinge damit aus der Welt zu schaffen, bloss weil man als Leser meint, es IRGENDWIE verstanden zu haben.. was man meistens nicht tut (aber nicht zugeben will oder kann, will man dem Schreiber solcher Romane nicht blosstellen mit der Ansicht, er habe seine Romane falsche zusammengestrickt).

Darüber hinaus ändern sich aber die Leichenteile nicht, die wir uns gerne und stundenlang angucken
oder angucken wollen, wie eben im Freiburger Industriegebiet Nord.
Aber vermutlich habe ich jetzt wieder die falsche Ausfahrt genommen (anstatt zu den Metaphern bei Ikea weiterzufahren).












Nichts

Während ich gerade NICHT versuche, herauszubekommen, was heute nacht im Freiburger Industriegebiet Nord passiert ist - und was den Einsatz von Polizeieinsatzkräften neben Feuerwehr und offenbar gleich  8 Notärzten angeblich zwingend erforderlich machte -
und während ich natürlich bemüht bin, sowohl die Meldungen über Frau Merkels Handy zu übersehen sowie die immer noch  in meinen Emails festklebenden chinesischen Schriftzeichen -

In dieser Leerzeile sollte ich vielleicht darauf hinweisen, dass meines Erachtens LESEN und Hermeneutik zu einem nicht unbeträchtlichen Teil  aus "negativen Fähigkeiten" besteht, (wenn man das so sagen kann, schliesslich sind Fähigkeiten ja auch Möglichkeiten) dass heisst, eine Art Loch zu generieren wie Auslassungen, Ellipsen und andere Lückenbildungen, um diese dann mit....zu füllen.....

 blättere ich wie sonst auch -  online in Zeitungen - schliesslich sind die faits divers, die "Vermischtes" Nachrichten, Polizeimeldungen aller Art sonst willigeSprungbretter der Imagination, der literarischen Einfältigkeit sowie der sozialen Analyse -
doch muss ich gestehen, ging da gerade was schief...

(es mag auch sein, dass die Facebook-tags meiner Tochter, die sich über ihren  Wallpaper -Ersatz stundenlang blöde Sprüche runterscrollt, vielleicht nicht ganz unschuldig sind an meinem momentanen Widerwillen) -

kurz: ich bin gerade auf die Nachricht gestossen, von diesem falschen Mediziner, der seinen Patienten Kleber und Beton zur ästhetischen Verfeinerung in Po und in die Wangen  gespritzt hat.
Die Bilder - und die muss man sich eigentlich dazu angucken, sind hier zu finden:http://www.leparisien.fr/international/video-miami-le-faux-chirurgien-injectait-du-ciment-a-ses-patientes-25-10-2013-3258129.php
(vielleicht sollte ich sagen, dass das dazu gehörige Video wenigstens auf englisch ist).

Weil es mir davon nun ein bisschen schlecht geworden war, bin ich zum Guardian übergegangen und habe dort allerdings folgende Nachricht gefunden: http://www.theguardian.com/uk-news/2013/oct/25/suspected-3d-printer-gun-found-manchester

was mich weniger überrascht, schliesslich wird schon seit geraumer Zeit für diese 3D-Drucker geworben und ich warte nun schon dringelichst auf die Nachricht, dass der 3D-Lungengewebe -Drucker, der einen ganzen Lungenflügel nachdrucken kann - jedenfalls war das so von den französischen Medien angekündigt worden  - endlich seriell hergestellt wird -

nun müsste ich in dieser Leerzeile hinschreiben, allerdings habe ich vergessen, nach welchem der Syllogismen, die ich hier kurzerhand auch für Leerstellen durchkonjugiere - dass Sie hier NICHT WILD babes in Namibia erwarten sollten, oder, wie das bei RTL heisst: "auf High Heels durch die Wüste" -

doch mich zutiefst beunruhigt: und zwar weil mein visuelles Gedächtnis seine Metaphern komprimiert und aus dem Stückchen unausgegorener Waffentechnik ausgedruckt und zusammengeklebt eine Art Kaugummi macht, das auf ASPHALT klebt, ausgelutscht und verzogen wie die Reiterhose, die sich Leute unter die Haut spritzen....

(...)
Jedenfalls dachte ich für einen kurzen Moment: was bin ich froh, dass ich in der deutschen Provinz lebe, da passiert so was  nicht...

Mittwoch, 23. Oktober 2013

Mister White


Über die Diskriminierung von Armut....

Libération veröffentlichte heute (dh letzte Woche) einen Artikel über einen neuen Gesetzesvorschlag in Frankreich, nach dem es möglich sein soll, Diskriminierungen von Armut, sogenannte "soziale Diskriminierung" unter Strafe zu stellen.
Aufhänger für die Geschichte war ein Vorfall im Frühjahr, bei dem eine Familie aus einem Museum ausgeschlossen wurde, weil ihr "Geruch" andere Besucher belästigt hatte. Dem Musée d'Orsay  konnte aber kein deontologischer Verstoss oder gar eine Gesetzeswidrigkeit vorgeworfen werden, es hatte sich offenbar korrekt verhalten.
http://www.liberation.fr/societe/2013/10/17/il-faut-sanctionner-les-stereotypes-attaches-aux-personnes-pauvres_940206

Nun habe ich, seit ich wieder in Deutschland lebe, schon einige Male den heftigen Impuls verspürt, notfalls mit rechtlichen Mitteln gegen Ansichten vorzugehen, die sozial Schwächere schmähen und herabwürdigen.
So  zum Beispiel die Ansicht, der ich in der Freiburger Ärzteschaft schon mehrfach begegnet bin, derzufolge "Hartz-IV-Empfänger vulgär" sind und dass deren Behandlung eine Zumutung für den behandelnden Arzt darstelle - dies sei manchmal an der Grenze des Erträglichen - für mich eine nicht akzeptable Ansicht, was wohl daran liegen mag, dass ich einen anderen Zungenschlag beim Eid des Hippokrates in Erinnerung habe...Aber der Eid des Hippokrates wird ja garnicht mehr geleistet. Zwar hat auch die Genfer Déclaration des Weltärztebundes einen Passus, der  vorsieht:




"Ich werde mich in meinen ärztlichen Pflichten meinem Patienten gegenüber nicht beeinflussen lassen durch Alter, Krankheit oder Behinderung, Konfession, ethnische Herkunft, Geschlecht, Staatsangehörigkeit, politische Zugehörigkeit, Rasse, sexuelle Orientierung oder soziale Stellung."

Es ist jedoch auffallend, wie wenig das die Leute kümmert, denen ich versucht habe, meine Empörung mitzuteilen.Und ich beruhige mich dann, in dem ich mir sage, dass ich eben als Künstlerin denke, die daran gewöhnt ist, permanent aus nichts und für nichts zu schaffen -  und für die die Frage der Bezahlung absolut nichts mit Kunst zu tun hat, sondern nur Disziplin, Hingabe und Engagement für DEN anderen.

Da ich aber andererseits auch weiss, dass es in der gleichen Stadt nicht nur eine TAFEL gibt mit unglaublich langen Warteschlangen jeden Tag, dass es eine nicht unbeträchtliche Zahl von Leuten gibt die an TAUSCH-Ringen mitmachen, auch viel, die aus Überzeugung einer anderen Meinung sind, frage ich mich, ob ein solches Gesetz wirklich den Sinn hat, den es haben soll.


Und schon sind wir wieder bei einem anderen Thema . . 



.

Ethnopsychiatrie

ich mach jetzt mal keine Übersetzung davon...

Donnerstag, 17. Oktober 2013

Für Leute, die nicht gerade in die Kamera gucken


Auteuse blog

http://auteusetheory.blogspot.co.uk

Die Diskriminierungen von Transgender im homosexuellen Milieu

Gestern lief auf Arte ein alter Film von Clint Eastwood über einen Mord
Und in diesem Film gibt es einen wunderschöne Szene mit einem Transvestiten auf einem sehr bürgerlichen Ball...

Und wie ich dieses niederschreibe, vereist mein Körper ...
denn mir fällt ein, dass wir das Transvestiten-Projekt weiterziehen wollen,
antisemitische Schwule, die auf Transgender treffen - und die einfach die Ecke prügeln...

Die Begründung, die einzige, die sich dann zwischen den zusammengepressten Zähnen hervorholen lässt, ist die, dass
a) Homosexuelle einfach prinzipiell Frauen nicht ertragen können und selbst Mannfrauen einen Grad der Unzumutbarkeit darstellen, auf den ein "normaler Mann" nur mit Hass und Selbstverteidigung reagieren kann
und b) dass Transvestiten pervers und krank sind.

Dahinter taucht dann natürlich auch sofort die Frage auf, warum ich, Ich Nataly, als Frau und Künstlerin, DAS machen will. Die Frage wird meistens genauso NAIV gestellt.
Wohl weil mein Gesicht ein NAIVES ist.
Eine Frau, die schwule Männer filmt, MUSS, so die These, ein abnormes sexuelles Interesse beim Filmen haben - und eine Frau, die dazu noch Transvestiten in Szene setzt, muss also doppelt gestört
sein.
Noch weiter dahinter steht dann wohl die These, dass Frauen überhaupt nichts tun und angucken können OHNE sexuelles Interesse.
Was in gewisser Hinsicht schon stimmt:
Im "L'homme blessé" von Patrice Chéreau ist Vittorio Mezzogiorno von unerträglicher Schönheit, worauf ich das ANGUCKEN dieses Filmes abgebrochen habe...dafür habe ich jetzt dieses Kribbeln auf der Haut und in den Händen und muss schauen, wie ich ihm einen anderen Namen und ein anderes Bild geben kann. Aber das hat mit Sublimierungsprozessen zu tun, zu denen ich als Frau oder auch nur als ICH eben nicht recht fähig bin.

Eigentlich wollte ich der Frage nachgehen, warum für Toleranz und Offenheit eintretende Homosexuelle eine solche Aversion gegen Ausländer haben (wie das früher hiess, bevor wir Migranten dazu sagen mussten), gegen all die schwulen Araber, die die noch dazu zu perversen Transen gehen.
Aber ich musste lernen, dass es wenig hilfreich ist, einer solchen Frage nachzugehen -
und dass es vielmehr ein Akt der Homophonie ist, ein Art von "Schwulenhass schüren", wenn ich solche Fragen stelle und solche Stücke inszeniere.

Also wollte ich Lesben und Feministinnen in die Transvestiten-Performances einbinden, in der Hoffnung, dass Frauen, die für sich eine grössere Sensibilität in Anspruch nehmen, grösseres Einfühlungsvermögen, besonderen ALTRUISMUS - doch habe ich festgestellt, dass sie keineswegs an den Sorgen und Nöten einer Mannfrau interessiert sind.
Die Ablehnung äussert sich, certes, subtiler, mit feiner Ironie und amüsiertem Spott - macht aber nichtsdestotrotz deutlich, wie wenig  Transvestiten zu einer feministisch aufgeklärten Position beitragen.
QUEER zu sein, ist ein Phänomen der Sprachanalyse und eine Eigenschaft der Tomboys, vielleicht, wenn ich das Wort QUEER überhaupt in den Mund nehmen darf, schliesslich ist die Verwendung nur feministisch und akademisch qualifizierten Personen vorbehalten, die den herrschenden Diskurs korrekt verwenden.
Jedenfalls sind "meine" Transvestiten wieder nur unangenehme Grenzgängerinnen, die dem Bild der Frau nur widerstrebend gerecht werden.

Und weil wir das Thema unpoetisch und in einer Liste abhandeln, weil Vereisungen und Sprachparalysien schwer zu ertragen sind ... darf man als Künstler wohl NUR BEOBACHTER sein und ZEITZEUGE und STIMMUNGBAROMETER, aber man muss es auch AUSHALTEN können, die Dummheit und den Hass und die Verklemmungen der anderen, bevor man sie gefällig und angenehm inszeniert,
wie im Film "M - Butterfly" zum Beispiel, Cronenberg, nicht, der sich auf den  Fall Bernard Boursicot bezieht - und hier muss ich wieder fein säuberlich darauf aufpassen, das sich nicht die grosse chinesische Nation beleidige und sei es auch nur, grandiose Selbstüberschätzung, im Verhalten eines Menschen -
also dann füge ich der Liste noch den neusten Vorwurf hinzu, dem ich in Freiburgs Utopia begegnet bin, demzufolge vorallem die KINDER bewahrt werden müssen vor dem Kontakt mit Transvestiten.
Als ob Transvestiten pädophil wären.
Es könnten die Jungs fürs Leben gezeichnet, deformiert werden durch den Anblick einer solchen Kreatur....









Mittwoch, 16. Oktober 2013

The man who shot Liberty Valence

Beim Gedanken an einer Filmauswahl für das Black Cinema Festival bin ich bei den Lyrics hängengeblieben, die sich im Netz zum Film

"The man who shot Liberty Valence"
http://www.youtube.com/watch?v=vDN4L7cAQf0

finden.
Dabei hat das eine nichts mit dem anderen zu tun.
AUSSERDEM, würde der Herbst jetzt sagen - und dies in Gestalt meiner Tochter:
"sind Western blöd, die sind voll krass 80er Jahre."
"Stimmt so nicht ganz, mein Kind", könnte ich darauf antworten und: "Du verwechselst da was..."
vermutlich was mit T anfängt...
aber egal.

Mein Film würde ja "The man who shot Engelbert Mveng" heissen und hätte noch n paar QUERSCHLÄGER mehr drin und nicht bloss eine Euphorbia...sorry...



Sonntag, 13. Oktober 2013

NIESEL

Auf der Suche nach "Stimmen", gehörten, erfunden, halluzinierten, fremdgehenden Stimmen, die eine Creation begleiten, Stimmen, wie Beckett sagen würde, denen man so unendlich lange, qualvoll lange zuhören muss, bis man sie in ein Theaterstück verpflanzen kann, einfangen, einsperren, oder den Stimmen, von den ich Spuren bei E.Cummings gefunden habe und Ezra Pound, die von einem Maler berichten der SCHREIEND vor seiner Leinwand stand, damit er die Stimmen übertünchen konnte, die ihm andauernd sagten, was er denn für einen Mist da malen würde...

Kurz, auf der Suche nach Möglichkeiten, angebliche reine Phänomene der Psychiatrie
umzusetzen in etwas Dichterisches, Freies -

naja, ich gebe zu, wenige trauen mir eine dichterische Kraft zu und wenn, dann nehmen sie es damit wohl nicht genau,

um also Phänomene der Geistesstörung und der Psyoanalyse mit Berichten über  post - faschistische und post -koloniale mentale Deformierungen zusammenzubringen in einem nüchtern de-poetisierten Textkonglomerat  noch dazu in deutscher Sprache, hab ich doch Ethnopsychiatrische Studien auf französisch, aber das glauben sie ja hier wieder nicht-
auch will ich ja  über die NEUROSEN auf den Antillen arbeiten -
und der Verdacht, dass Arbeiten über das Wohlstaatsverwaltete Elend in Port-au-Prince irgendwie die Thesen von Thilo Sarrazin fördern oder im Einklang mit ihnen stehen,
der dazuführt, dass wir über solche Dinge besser NICHT reden, nichts posten, nichts tun -
wohingegen die von den Antillen bloss HEINER MÜLLER spielen wollen, als habe einzig udn allein Heiner Müller das Einzig Richtige über die Antillen geschrieben,
was auch wieder so eine gottverdammte Halluzination ist -

also da habe ich ein Zitat von einem mir gänzlich unbekannten Walter Niesel gefunden. Und weil es offenbar besser ist, nicht selber zu denken, sondern andere denken zu lassen: hier ist:

"Wir haben tagtäglich vielseitige Gedanken. Das ist nicht weiter überraschend. Was uns beunruhigen sollte, ist die Tatsache, dass 99 % der Gedanken, die wir heute haben, identisch sind mit denen von gestern."





Freitag, 11. Oktober 2013

Afrikanistik oder katholische Fakultät

Ob Afrikanistik oder katholische Fakultät in Frage kämen für eine Freundin, das sollte ich ERUIEREN..herausfinden und kam wieder mal ins Schleudern.
Eigentlich ging es um afrikanische Theologie, soweit mich die Frage interessierte, als da wären Engelbert Mveng...
ja, ich kann es nur immer wieder erwähnen, in der stillen Hoffnung, die blosse, penetrante, pure Erwähnung des toten Mannes würde eine Lanze brechen in diese sehr dickfellige deutsches Öffentlichkeit, oder Marc Ela, aber die juckt das kaum, scheinen doch Gier Völlerei und Masslosigkeit den deutschen kirchlichen...na, ich halt ja schon die Klappe, aber das ist es ja, man sieht und hört nur mit seinen Augen und Ohren und will auch nur sehen, was einen selber interessiert, und dann liest man Fragen schlecht und beantwortet sie falsch..
denn eigentlich war es um "richtige" katholische Theologie gegangen und deren Auswirkungen auf Frauen und da schien Afrikanistik nicht die richtige Fakultät zu sein,  soweit würde auch der neue Papst nicht gehen, da kam ich also ins Grübeln und dachte an das Institut du Monde Arabe in Paris und fragte mich, angenervt wie immer, wann es wohl ein europäisches Institut geben möchte, an dem gleichberechtigt Seminare über die störenden Auswirkungen der bayrischen Bierzeltmesse, genannt Oktoberfest, auf das Gesundheitssystem der europäischen Bevölkerung, die obsessionelle Müllsammelwut der Schwarzwaldbewohner und ihre statistischen Widerhaken, sowie die neueren Entwicklungen feministischer Theologie in den früheren Jahrzehnten des 21.Jahrhunderts stattfinden
könnten...angenervt, ich sagte es schon...
denn eigentlich geht es ja - auch - um die Konstruktion von Wissen und Wissensansammlungen..Foucault..das System der Museen...und um die Frage, ob Goethe damals wirklich bei den napoleonischen Beauftragten für die Erweiterungen der Louvreschen Sammlungen protestiert hat gegen die Plünderungen in deutschen ...
ja, ich erinnere mich damals so was in einem französischen Auto gehört zu haben, aber vermutlich hab ich nicht richtig hingehört, und das Autoradio, das nicht mir gehörte, hatte nicht den besten Empfang...
gut, eigentlich ging es um afrikanische Theologie, aber die scheint ja so tot zu sein wie der gute Engelbert und da braucht man nich weiter drumrumzureden.

Doch die Frage, ob ein angemessener Zugang zu akademischen Positionen den Migranten und Migrantinnen etwas an ihrer Lebenssituation hilft und andererseits der Hinweis darauf, dass es rassistisch ist,  das Klischee des "dummen Negers" zu bedienen, während wir doch nur rein positive Klischees wie das "der lernwilligen Neger"  zeigen sollten, UNS kaum dabei hilft, uns der infamen Beweggründe  einer angeblich wertfreien Argumentation bewusst zu werden.

Hier werde ich mir nicht die Zähne ausbeissen, mit denen andere bereits jetzt schon lautstark knirschen. Aber dafür amche ich jetzt auch gleich YOUTUBE an.
Schleisslich will ich schon seit geraumer Zeit über die NEUROSEN arbeiten, von denen Edouard GLISSANT schreibt und ich habe mir dafür Schauspieler von den Antillen ausgesucht, aber
just da machen die nicht mit, warum sollten sie auch just ihre Neurosen von einer Deutschen sich ins Szene setzen lassen...
Also, sagt der Herbst, dann mach jetzt Youtube an und hier ist der Link:http://www.youtube.com/watch?v=h2aDOpXBalY

Dienstag, 8. Oktober 2013

En deuil

http://www.liberation.fr/theatre/2013/10/07/des-choses-personnelles-qui-avaient-besoin-de-sortir-de-moi_937778

Etty Hillesum

"Das denkende Herz" liegt weit aufgeschlagen neben mir und eigentlich will ich schon lange eine LESUNG auf niederländisch mit den Tagebuchaufzeichnungen der ETTY HILLESUM veranstalten, und weil ich es mir partout auf Netherlands dachte, wäre es wohl eine Performance geworden.

Niederländisch deshalb, weil ich die Bekanntschaft mit Etty Hillesum einem jungen Israeli verdanke,
der vor einigen Jahren beschlossen hatte, Niederländisch zu studieren, und, wie ich bei einem verzweifelten Telephonanruf erfuhr, eben deswegen, damit er Hetty Hillesum besser studieren könne, die ihm sehr am Herzen lag und ihn überhaupt mit Beschlag belegte....
das Problem an der Geschichte war nur, dass er noch nicht, nochmal: NOCH NICHT genug Niederländisch konnte (er war ja eben erst im Begriff, es zu lernen), um den Text GENAU zu verstehen, und da er dachte, das Deutsche sei so eine Abart des Niederländischen, war er auf die in sich schlüssige Idee verfallen, ich könne
a) Etty Hillsum für ihn lesen
und b) ihm den Text ins Französische übersetzen.
Natürlich habe ich mich sofort auf meine Couch geschmissen, die sicherlich kein breiter DIWAN wie der bei Hillsums war, und mich an die Arbeit gemacht.
Schliesslich hatte der junge Mann bei mir einen Stein im Brett, er war damals knapp mit der Schule fertig gewesen (wie das zuhause mit dem Militärdienst gewesen war, hatt ich zu fragen vergessen), und war vor der berühmten Existenz unter Brücken und an breiten Boulevardrondellen im Bois vom einem freundlichen älteren Mann gerettet worden, mit dem er nun Bett, Bad, Küche und Pariser Salon teilte sowie die Erziehungsprobleme - der freundliche Herr hatte einen Sohn im schwierigen Alter - und es ist einfach schwer, mit knapp18 Jahren ein anständiger Ziehvater zu sein - "Ach", dachte ich und versuchte es auf Netherlands.

Aber, ach, das mit Etty ist nicht so einfach. Es gibt da so manche Stellen, die schmerzen bis in die Fingerspitzen - deshalb erfüllt das Niederländische als Sprache für mich eine Art Schutzfunktion, es ist eine Art Schleier der Realität, der Dinge klarer und schlechter zu werden lässt (zumindest für mich, die deutsche Leserin). Und ich finde auch, dass wir dem Verständlichkeitsprimat in der Kunst ein bisschen zu viel geopfert haben, diese Sucht, alles, was wir sagen wollen, in kleine zahlbare zählbare Münzen zu verwandeln, verdirbt mir so manches Argument...

Kurz, es fehlte mir an Kraft und Polemik, den Fight durchzufechten. Und ich hab das Buch wieder sinken lassen. Natürlich hat es dem jungen Mann nicht geschadet, er ist, soviel ich weiss, Instituteur im Louis-le-Grand geworden und hat sein Studium "cum laude" abgeschlossen.

Dennoch.

Sonntag, 29. September 2013

Intrepreatationsfreiheit mit und ohne Unterstellungen

Mit einem gut sitzenden, pinkfarbenen Kopftuch hockt sie da und sieht  sich die Interviews an, die ich mit Feministinnen, europäischen, afrikanischen Frauen führe,
nachdenklich sitzt sie da,
pink und türkis sind die Farben, mit denen sie sich fest eingehüllt hat, gefällt mir, und ich schaue mir ihre Wimpern an, die sie fest und konzentriert auf den Bildschirm gerichtet hat, gefällt mir ausnehmend gut, ihr dagegen der Ton weniger, das ganze akademische BLABLABLA, mit dem sich der Feminismus, dieser, vor ihr ablaufende in den ELFENBEINTURM hineingeplappert - hineingezankt hat, und das sagt sie auch, als sie sich entschlossen zu mir umdreht,
das verstehe sie nicht, das wäre so abgehoben,

und sie machte eine Pause, da müsse sie erst mal drüber nachdenken.
Es würde ihr Gefallen, sagt sie dann, mal von der KOPFTUCH-Debatte wegzukommen -

PRIMA, denke ich schon, und :ENDLICH -

aber dann setzt sie nochmal, nachdenklich und entschlossen hinzu, aber sie würde es nicht verstehen...

Da fiel mir das Paar ein, das mich letztes Jahr besuchte und wir von Sufis sprachen, und ich von Haffs und Göthe, worauf der weibliche Teil des Paares sagte: den kenne sie nicht und deshalb wolle sie nicht drüber reden, und der männliche Teil des Paares sagte: das sei ein Ketzer gewesen und deswegen könne er nicht drüber reden,
und ich dachte noch, das man über viele Dinge, die man nicht versteht, TROTZDEM reden sollte -
auch wenn ich grossen Respekt habe, vor diesem Mut zur Pause.
Nicht zu reden, in diesen Zeiten ständiger Kommunikation, scheint mir mutig und doch
würde ich gerne mit der jungen Frau, meiner Besucherin, über die Möglichkeiten mithilfe der ...  Interpretation reden, der Taqlîd und dem néo-Ijtihâd -
doch alles was ich an mir zugänglichen Lehrbüchern habe (und es ist schon eine Weile her, dass ich mit jemandem aus Algerien...egal), liegt mir auf Französisch vor und darauf wird sie nicht eingehen wollen...
Sie wird sagen, dass sie nicht versteht, warum ich hier Dinge vermenge, die nicht vermengt sein wollen, und warum ich unbedingt feministische Thesen und den Islam zusammenbringen will, und dass ich als Europäerin nicht das Recht habe, bösartige Unterstellungen über islamische Auslegungen medial auszubreiten....
Aber bevor sie das alles sagen wird, wird sie darauf bestehen, dass sie nicht versteht, was ich von ihr will..

Und überhaupt: Bösartige Unterstellungen über Gedanken und Philosophien anderer Kulturen, davon kenne ich eine Menge und würde mich und andere gerne davor bewahren -
 doch scheint mir seit Kleistschen Zeiten nicht mehr soviel Konjunktivischer Irrealis auf einen Quadratzentimeter Tinte verschwendet worden zu sein, was das ganze Unternehmen schon wieder obsolet, sinnlos, unnütz macht....
wären da nicht Frauenfragen, die unendlich viel  ÜBERSETZUNG erfordern,
so viel ÜBERSETZUNGSKUNST....

werde ich also viel lesen müssen, in nächster Zeit.
Fragt sich nur, ob ich es dann verwenden kann, was ich mir angelesen habe, oder ob ich es wieder SCHWÄRZEN muss.

BLACKFACE- oder die Kunst, dem deutschen Feuilleton zu gefallen.

Nachdenklich suche ich Stimmen zur Debatte um das BLACKFACE, wie sie auf der Plattform 
Bühnenwatch,

veröffentlicht werden,
wohl wissend, dass ich seit 15 Jahren mit afrikanischen  frankophilen, frankophonen, germanophilen, germanophoben Schauspielern, afroamerikanischen und nordafrikanischen Leuten daran arbeite,
auch mal diese weiss anmale -
wobei,

this is not a love song -

wobei  jemanden weiss Anmalen nicht gleich schwarz Anmalen ist, darum nennen wir uns ja whiteandgrey,
sogenannte Weiss Graue Moral, die versucht, noch andere Zwischentöne zu sehen
um hier noch mal jemanden anderen zu zitieren

wobei das Schreckliche an dieser ganzen Sache doch das ist, dass WIR - plural majestatis wo ein einsames ICH stehen müsste - UNSEREM eigenen WERTURTEIL nicht mehr vertrauen, dass ich dunkelfarbige Schauspieler nicht auf einer ebenso dunklen Bühne einsetzen kann, weil sie eben nicht deutsch genug sprechen, nicht die in den herrschenden Diskurs eingespeisten Argumente vertreten,

und selbst wenn ich sie weiss anmale, nur um vom FLUCH zu sprechen, la malédiction einer kulturellen Anpassung, von Zeiten der Kolonialisierung, die immer noch nicht vorbei sind, 
WIEDER in das Fettnäpfchen trete -

such a sad song,
nicht,
wobei ich mir noch nicht mal sicher bin, ob der Satz "Schwarze Personen werden eben in Deutschland nicht mehr diskriminiert" nicht ausgerechnet der FALSCHE Strohhalm ist, an dem ich mich aufrichten will,
weil gerade dieser Satz besagen will, das wir diese ganze Kultur nicht brauchen und dass er gerade von jemandem ausgesprochen wird, der mit sarkastisch-spöttischem Lächeln wissen will, wann diese schwarze Kultur endlich aufhört, und dann hinzufügt, wieder mit diesem maliziösen Lächeln, wann wohl Themen der Black Community endlich im Mainstream angekommen sein werden und erledigt.

So what...
was rege ich mich auf... Als weisse Frau, die mit Whitties arbeitet...mit Schwarzen, deren Musik bestenfalls europäisierter Afrojazz ist....Eine weisse Frau, die glaubt, schwarze Leute als Sprachrohr für ihre rassistischen Texte missbrauchen zu dürfen ...
das ist rund wie diese Geschichte vom Sack und dem Esel..
da würden selbst Jazzschulen, hiesige, mir keinen TUSCH blasen.

So what.

Sonntag, 15. September 2013

Musée Zervos

Das Musée  Zervos in Vézelay
14, rue Saint-Etienne, 89450 Vézelay. Ouvert tous les jours sauf le mardi de 10 heures à 18 heures. Tél. : 03-86-32-39-26. musee-zervos.fr
ist heute, zumindest laut Informationen von Le Monde, zu den Journées du Patrimoine geöffnet.
Nicht, dass ich schon da war. Natürlich hab ich schon davon gehört, wie auch von Romain Rolland, der hierzulande vielleicht etwas unbekannter ist.
Angestaubt - obwohl ich nach meinen Freiburger Erfahrungen einen Roman wie die "L'âme enchantée" inzwischen für ein ziemlich gewagtes literarisches Unternehmen halte - aber man soll sich von Sarkasmus nicht kleinkriegen lassen.
Dennoch interessiert mich das Ding -
muss ich auch nicht unbedingt den Schreibtisch von Rolland angucken - ich halte nicht so viel davon, den Schreibtisch eines Schriftstellers zu betrachten, sei er auch Nobelpreisträger, das Prozesshafte am Schreiben scheint mir woanders zu liegen - und lägen auch die Briefe an ERNST THÄLMANN drauf rum wie der Blitz einer Eingebung in ein Stück massives Holz.
Nein, Le Monde schreibt : "dans l'ancienne maison de Romain Rolland, dont le bureau et le piano trônent au premier étage d'une bâtisse médiévale. Y dialoguent, avec une intensité rare dans des pièces exiguës, les toiles de Picasso, Léger, Miro, Kandinsky, Braque, Cézanne, Chagall, Dufy, Matisse, Nicolas de Staël, Max Ernst... avec les mobiles de Calder et les mini-hommes de bronze de Giacometti. Formidable conversation initiatique."

Nun würde ich doch als erstes gerne nach den Besucherzahlen fragen - in unserer Neidgesellschaft, in der künstlerischer Erfolg rein auf kommerziellen Grundlagen ruht, müssen doch zumindest die Besucherzahlen einen solchen Luxus rechtfertigen.
Wo liegt denn überhaupt Vézelay ? frage ich mich - und wer kommt denn da, sagen wir, Mittwoch morgens um 10 :45 hin? Sonntags ja, aber Mittwochs oder gar Donnerstags ?

Nun scheint die Tatsache, dass ein solcher Luxus von privater Hand, fast möchte man sagen, ein solches Schatzkästlein - aber wir sind hier im Allemannischen und fragen Sie mal einen der hier ansässigen Freiburger, was er von Johann Peter Hebel hält und dem Schatzkästlein als Wort, nicht, geht garnicht, da muss ein moralischer Zeigefinger sein - allein NEIN - alles albern, so angestaubt sind wir hier nicht -
also ein solch konzentrierter Luxus irgendwie in die öffentliche Hand übergegangen sein muss, von privaten Stiftungsverwaltungen in öffentlichen Tresorerie, diese Tatsache allein scheint eine solche Verschwendung zu rechtfertigen.

Und mit Bedauern, denn ich stelle fest, wie die hier üblichen Überlegungen meine Auffassung von Kunst Machen und Kunstleben und -Sein affizieren, fällt mir diese Bemerkung von der "conversation initiatique" auf.

Nun denn....


http://www.lemonde.fr/culture/article/2013/09/13/journees-du-patrimoine-notre-selection-de-dix-sites-a-visiter_3477225_3246.html

Samstag, 14. September 2013

Florian Jung

Das WhiteandGrey möchte sich noch einmal herzlich bei FLORIAN JUNG für die spannende und intensive Arbeitswoche bedanken.
Es ist fast bedauerlich, dass wir die Veranstaltungen mit dem Titel "integratives" Theaterprojekt ankündigen , als Arbeit mit einem, der behindert ist und wird
(ja, ich weiss schon, jetzt werde ich von allen denen, die für die Ernsthaftigkeit integrativer Projekte sich einsetzen, Prügel  dafür kriegen) -
denn darum geht es hier nicht..

Mit grosser Leichtigkeit, Lässigkeit setzt sich Florian über alle Barrieren hinweg, wird zu einem alten Mann, der im Rollstuhl sitzt und sich an den Krieg erinnert,
werden die autobiografischen Elemente, die er in seine Texte hinein flicht,wie die Geschichte von den Frauen die nackt knietief in eiskaltem Wasser stehen müssen -
so real, dass wir die Zerstörungen des Lebens, die die Geschichte den Menschen zufügt, die die Menschen dem Menschen antun, atemberaubend deutlich.

Die Behinderungen, die seinen, werden so beiläufig eingeflochten in seine Geschichten, dass sie ganz nebensächlich werden neben den grossen Behinderungen der Liebe, des Verlusts, der Sehnsucht, der Sprache.
Und wer von uns ist nicht behindert, wenn es um die Sprache geht der Liebe . . .

Das WhiteandGrey dankt auch den wenigen, die Lust hatten, Neugier verspürten, und sich den Luxus gönnten,  an diesen aussergewöhnlichen Schauspiel- und Performance-abenden teilzunehmen.

Donnerstag, 12. September 2013

Rosa Hilfe Freiburg

Mit Florian Jung und Stefan Schuh bei der Rosa Hilfe Freiburg gewesen, um für Florians Soloprogramme Werbung zu machen, bei dem einen Stück geht es um die dämliche Frage  "wie wird man homosexuell"...
...Schon wieder dämlich....oder auch nicht...sagt einer der Anwesenden...oder auch, schon wieder symptomatisch....
und wie das ist, mine de rein, galoppiert das Gespräch in eine andere Richtung, und Florian sitzt stumm da, erschöpft von den Proben, der Nachtzugfahrt aus Wien, der kleinen Promotiontour, die ihm plötzlich wie zu steifer Fahrtwind im Gesicht steht - und sein Körper, der schwerer geworden ist, älter, männlich, ist müd, hat er sich doch vorhin in den Proben, auf den Boden geschmissen um mit Artaud hinauszuschreien ...

rollt der Rollstuhl sachte zurück...gefangen auf den unerbittlichen Schienen von Mathematik und Physik, zwischen intellektueller Abstraktion und Kleinkunst....

da nehme ich das Gespräch in die Hand und erzähle von WhiteandGrey, dem Studio, das früher mal ein Fotostudio war, im Besitz eines alten Schwulenpaares, erzähle von meiner Suche nach Zeugnissen in der Nachbarschaft und der Suche nach Neugierigen, die sich für ein verrücktes Haus interessieren, mit seinen geheimen Treppen, seinem eingemauerten Safe und den offenkundigen Anzeichen einer Angst, die sich eingemauert, eingegittert hat....

Robert, der Berater hört zu, gibt, liebenswürdigerweise, Tipps....

wandern meine Gedanken zurück zu dem Rollstuhl, in den der Florian fast nicht mehr hineingekommen wäre, zur Kleinkunst von Antonin Artaud und den PRIVATvorstellungen....
den Grausamkeiten des Körpers ...
die ich hier behutsam ankündigen muss, als behinderte Kunst, förderungswürdig....

Wieviele Zuschauer braucht es denn, damit ein Theaterstück realistisch wird ? Ich denke immer mehr, gar keine...oder einen, vielleicht zwei, freundlich gesinnt.....Aber so zu denken, ist von einem reaktionären Gefühl der Scham diktiert....

Aber die Frage war ja, wie ein Kunstwerk kommerziell erfolgreich wird: das war der KICK.

Donnerstag, 5. September 2013

The axe

L'amour c#est une belle chose....

Wir haben uns lange die Filme zweimal angesehen, dreimal, weil die Schöne nicht kommen wollte, aber was macht es, ich liebe es die Zeit mit Wein totzuschlagen und mit einem alten Mann über die Bêtise humaine zu plaudern, die der anderen, die der eigenen..
doch schliesslich kam die Schöne, sah sich gnädig einen Film noch an, zwei, beim dritten hatte sie Hunger und plünderte meinen Kühlschrank...
c#est beau l'amour...

Wie gesagt, liebe ich es, mit einem alten Transvestiten über die menschliche Dummheit zu reden, Teiresias, aber schon stürzen wir uns in komplizierte Dinge:
darf ein alter Mann doch weise sein, aber nicht Transvestit. Nicht närrisch, nicht "sex-y"...

Wir rühren hier an bipolare Begriffsterme: Alter und Weisheit..

Auch darf ein alter Transvestit kein Anwalt sein, beruflich meine ich, professionell, da sind sie wieder, die anstössigen Wortspiele..
Er darf auch nicht Richter sein. das finden wir nachgerade obszön.

Wobei ich mich frage, warum denn nicht, ein Richter, der Alkoholiker ist, das grenzt schon an Wahnsinn und Korruption, aber wie, so frage ich mich, soll denn einer das aushalten, das Richten, sich den ganzen Tag die bêtise humaine anhören zu müssen, nicht, ohne ein Gläschen Wein, nicht, aber da schon stellt sich die Frage nach dem Maß, aber er soll es ja das was wir so tun nach Paragraphen beurteilen...

(Trotzdem, schwer fällt es mir, die unbegreifliche Wut eines Anwalts zu vergessen, dem ich von der Geschichte erzählen wollte):
So einseitig muss der Begriff des Richters gefasst werden. Bürgerlich. Anständig.

Es wundert mich also kaum, dass ich den Roman nicht verlegen kann, noch kaum einen finde, der ihn lesen will....aber das macht nichts, die Einsamkeit nimmt einem Transvestiten ja nichts, solange er sein Glas Wein hat und wir alle darauf warten, dass die Schöne noch vorbeikommt.

Natürlich fällt es in Deutschland leichter, einen der alten Männer an sein Bett zu fesseln,  eine Wache auf ihrem Nachttisch auszurüsten mit Schäferhunden aus Gummi oder Playmobil, die mit Messern fuchteln und vom Krieg erzählen,
dies ist wenigstens ein männlicher Alter, würdevoll - einer, den die Pfleger mit Haloperidol stilllegen.

Jepp, der Film, den wir uns ansahen, der hiess: "The axe"...und es ging um, aber egal...sie hat ihn ja gesehen und gelacht.

Sonntag, 1. September 2013

Lesung und Kurzfilme am 4.9.2013 im Whiteandgrey

WhiteandgRey proudly announces:

LESUNG  im Beisein von CAROLE, am Mittwoch, den 4.9.2013  ab 20 Uhr
Nataly Ritzel liest  Auszüge aus PINÈDE - Die Kiefern mit multimedialer Begleitung -  anmutig und elegant unterstützt von einer grossartigen Frau...
Filmsegmente von Ozeanen und männlichen Huren aus der Videoinstallation pinêde (Paris 2003) verstellen das Bild.

danach zeigt das Whiteandgrey

KURZFILMe von  Dominik Pohl und Meret Barz.

Eintritt frei.










www.nataly-ritzel.de/
www.whiteandgreyfilms.org/

Die Peinlichkeit eines dicklichen Mädchens

Verlegenheit ist wohl ein Ding, das alle fürchten.
Verlegenheit scheint eng mit Peinlichkeit liiert zu sein und mit der Angst, unangenehm aufzufallen, von anderen, von der sozialen Schicht, der man angehören möchte, geschnitten oder ausgeschlossen zu werden...
Verlegenheit, so dachte ich bisher, muss aber auch den treffen, der anderen unangenehme Dinge sagt, und einige unangenehme tatsachen gehören, schien mir, auch zur Kunst.

Über Kunst und Peinlichkeit findet man verschiedenes im Internet, so zum Beispiel eine vergriffene Analyse von George Tabors Theaterschaffen unter der Rubrik "Auschwitz im Theater der Peinlichkeit", oder die Aussage "Kunst lindere Peinlichkeit", ein Interviewzitat aus einem Gespräch mit Martin Walser.
Wenn ich meinen Vater frage, ist alle schlechte Kunst peinlich - während mir hingegen scheint, dass die Korrelation nicht so einfach antithetisch zu setzen ist -

wie vielen ist denn schon ihre eigene Stimme peinlich....

und ich meine, man sollte vielleicht einmal diese dicklichen Mädchen befragen, was sie von der Verlegenheit halten, der anderen oder der eigenen, wenn sie vor einer Gruppe von Leuten stehen, die sie verlegen oder vorwurfsvoll angucken -
ich weiss schon, dass hier in Deutschland wenige die  hier übliche Aufsplitterung von einer homogen anmutenden Kindergruppe in Hauptschulkinder oder denen fürs Gymnasium für bedenklich halten -
auch wenn man mich manchmal im Ausland recht hart danach fragt -
und ich weiss auch, dass es noch einige andre Situationen gibt, in denen KInder der Stein des Anstosses sind, der Störenfried, der für das soziale Ansehen der Familie nur wenig Positives beiträgt - und sei es nur, weil sie zu dick sind, zu dumm und zu frech -
aber was soll ich mich, unbedeutende  Person XY, für andere Leute Kinder einsetzen, deren Eltern nicht an das Talent glauben, noch an den Geist überhaupt, im Allgemeinen und im besonderen...

nicht, eine peinliche Situation....
Ich hab schon einige dickliche, dumme, zu freche Mädchen kennengelernt, und sie müssen auch nicht PRECIOUS heissen, fett und schwarz und Inzestopfer sein, es reicht schon, dass sie 8 Jahre alt sind - dennoch ist ihre Mutter davon überzeugt, dass die junge Dame ne kleine Nutte ist und mit 8 schon voll in der Pubertät, während die Mutter  ausrastet -
und das Dumme daran ist, dass die Eltern dann mich um Rat fragen, mich, die ich auch Aussenseiter bin, worauf ich mich dann frage, gucken die Leute überhaupt hin, wen sie da um Rat fragen,schliesslich bin ich keine Nina Hagen oder anderswie SEXUELL BEFREIT oder vielleicht bin ich nur der KOTZBROCKEN, an dem soziale Erziehungsmechanismen gleich auch noch mit gerade gebogen werden...

Kunst erzieht nicht. Kunst und Schiller...Theater und Schiller... Thetaer ist nicht die moralische Erziehungsanstalt der Nation - und Literatur macht sich vielleicht leise über Erziehungsstile lustig, porträtiert ironisch gebrochen das Scheitern eines höheren Anspruch von Kultur ....
aber mach ich Literatur ?
Frage ich mich...

Da braucht man auch garnicht ein Anhänger von Maria Montessori zu sein, die ursprünglich mal für Idioten und vernachlässigte Kinder ihr pädagogisches Werkzeug entwickelt hat - weiss doch jeder in Freiburg, dass in Freiburg Maria Montessori-Schulen nicht für Hartz-IV-Empfänger erdacht wurden.
Und von der Vulgarität, die Hartz-IV-Empfänger angeblich im Umgang pflegen, wissen vorallem die betuchten Freiburger Bürger zu erzählen, deren Kinder auf diese Schulen gehen...

aber wenn Kunst nicht erzieht noch der Gesellschaft einen Spiegel vorhält, was interessiert mich dann die Peinlichkeit ? Die meine oder die der anderen ?

Vorbemerkung zu dem dritten Teil der TRILOGIE der NEGATION: Arbeitstitel gesucht.


Samstag, 24. August 2013

Die Gouvernanten und Gesellschaftsdamen der deutschen Provinz oder : aus dem 21.Jahrhundert zurück ins 19.

Ich habe auf Einladung eines befreundeten Ehepaares dieses Jahr meine Ferien mit diesen verbracht, vielmehr zu verbringen versucht und dabei mit Verwunderung festgestellt, dass es für die Freiburger Bourgeoisie wohl chic ist, mit einer Künstlerin befreundet zu sein, die ihre kleinen nichtkommerziellen künstlerischen Erfolge mit Transen, Schwulen, Nutten und Schwarzen feiert - so chic wie sich das eben in den kleinen Kulturnotizen der gängigen Lifestyle-Hochglanzmagazinen ausnimmt -
dss es aber in dieser Provinzbourgeoisie für diese andere Welt überhaupt kein Sensorium gibt, kein Gefühl, genauer: kein Fingerspitzengefühl, kein Takt, keine Wahrnehmung ....

Stattdessen dominieren Vorstellung über die Rolle der Frau und ihren sozialen Status, der wiederum  von der Ehe, dem Beruf ihres Mannes, und wenn sie keinen hat, zumindest vom dem Status ihres beruflichen - professionellen Könnens und der damit verbundenn Kaufkraft abhängt.
Dass in dieser Provinz eine starke Hierarchie unter Frauen herrscht,war mir schon früher aufgefallen: angefangen bei den verheirateten Frauen mit Kindern (Plural),  untergegliedert in die der Anzahl ihrer Kinder, übergehend zu den verheirateten kinderlosen Frauen, zu den alleinstehenden Müttern, ob erwerbstätig oder arbeitslos, bis hin, ganz unten, zu den gänzlich garnichts habenden ausländischen Studentinnen .... Was ausgelassen sei, sei nicht vergessen - bestimmt es doch meine Arbeit, doch wird es hier in der lokalen Wahrnehmung nicht berücksichtigt.

Dieses ist mir in Freiburg immer bewusst und sollte ich es in meinem exaltierten Überschwang manchmal vergessen, so rufen es mir die missachtenden fragenden Blicke, die so viel sagenden langen Pausen in den Augen meiner Freiburger Gesprächspartnerinnen zurück, die so oft nicht zu wissen scheinen, wie laut ihre Blicke von den Ressentiments reden, die sie hegen, von
der Geringschätzung und den Zweifeln...

Da wäre das Freiburger Ehepaar zu nennen, für das der Gedanke allein, die Frau möge ohne ihren Mann eine Tanzsstunde besuchen, bereits eine Gefahr für ihre Ehe darstellt,
die Mutter, die bei der Idee, ihre Tochter könnte Schauspielstunden nehmen, befürchtete, sie könnte in die erotische Massagen-Szene abrutschen -
kurz : Vorstellungen aus früheren Jahrhunderten als Schauspieler unmoralische, gottlose Menschen waren, einem auf Schritt und Tritt begegnen und jemand wie Nataly Ritzel nur eine groteske, deplazierte Erscheinung ist.



Aber nun befand ich mich eben in den Ferien, hatte gerade und eben wieder mal angefangen, Ovids Metamorphosen zu lesen, hatte den ersten Teil der Trilogie über Schillers "Kabale und Liebe" abgeschlossen - und war fest entschlossen, an den dalmatischen Ufern der Adria, unter Pinien und auf Kieselsteinen sitzend, über die Liebe nachzudenken,
die ein Sakrileg ist,
kein Sakrileg ist,
die etwas göttliches ist ..
und dabei wären mir doch beinahe nicht die Tränen, die salzigen gekommen, sondern, sehr orgiastisch, noch ein paar Ideen über die im sakralen Dienst arbeitenden Frauen von den die Christa Wolf noch was zu erzählen hatte -

Als man mir das Denken verbot. Geschichte ist sowas von langweilig, sagte man mir. Dicke fette Pommes essen, am Strand hat nun wirklich was geiles...
finde ich auch, und wenns mir nicht salzig genug ist, lecke ich mir die Finger ab -
aber ich mag es nicht, wenn man mir sagt, wann ich zu denken habe.

Und da ist es mir erst aufgefallen, dass es garnicht darum ging, einen anderen Menschen in seiner Andersheit kennenzulernen, oder seine anderen moralischen, sexuellen Vorlieben ernstzunehmen, sondern dass es nur drum ging, bürgerliche Vorstellung von MannFrau Zwei Kinder durchzuspielen und dass es meiner Rolle als allein stehender älterer Frau zukommt,  die Rolle der Gesellschaftsdame zu spielen, die den Ball des bürgerlichen Ehespiel mit und zurückzuspielen hat...

Ich denke schon seit geraumer Zeit, dass die bürgerliche Welt von MannFrauVerheiratet nicht sehr interessant ist, und es ist leider meine persönliche Meinung, dass es in der Beantwortung der homosexuellen Fragen nicht allein um steuerliche Gleichberechtigung geht, vielmehr denke ich, dass diese Imitation des Bürgerlichen Diskurses nicht nur positive Auswirkungen hat und dass das GROSSE GEFÄHRLICHE TRAURIGE von Liebe und SeX nicht allein in den bürokratischen Korridoren der Entschädigungsaufwanderstattung ein Ende findet ...

Und weil ich dieses nun schon seit geraumer Zeit finde, schaue ich mir diese bürgerlichen Spiele
der Interaktionsrituale, wie sie Erving Goffman benannt hat, und das ist jetzt schon eine Weile her, die Spielchen des double-bind und der darinliegenden Abgrenzung, die Sündenbockspiele und psychiatrieverdächtigen Praktiken, wie sie Laing oder die double-bind theory dargestellt haben, genauer an -
und manchmal breche ich aus der mir zugedachten Rolle der Gesellschaftlerin , der unbedeutenden Unterhalterin aus, und widme mich ganz meiner Rolle der Beobachterin, der Chronistin der bürgerlichen Rollenspiele.
Aber diese bürgerliche Welt scheint alle Rekonstruktionen und Einwände, die gegen sie aufgebracht wurden, einfach sang- und klanglos zu vergessen. Wattedicht. Und schaut betroffen seine Kinder an, die zu dick sind, oder zu genial...
Und ich fragte mich, ob es wirklich so spannend ist, weiterhin einer Rolle als Gesellschaftsdame oder Chronistin oder visceversa gerecht werden zu wollen für Leute, die einfach nur unhöflich sind.

Und in der Vorfreude auf unsere Transvestitenprogramme, Lesungen und Filme, die für den Herbst geplant sind, habe ich diesmal ENDLICH lautstark die Tür zugeschlagen.
Aber, so sagte die Freiburger Bourgeoisie mit besorgter Miene, die noch nie was von Familienspielen gehört haben will, Familientherapien nicht kennt und überhaupt .....aber die Nataly Ritzel, die landet bald in
der Psychiatrie.

Das mag wohl so sein.

Donnerstag, 8. August 2013

Mehrdimensionale Bildinstallationen, die nicht 3D sind

Ich habe nun in kurzer Zeit hintereinander den grossen Gatsby und Wolferine
im Kino und in 3D gesehen und war mehr als enttäuscht von der Popup-Bildqualität eines vermeintlich räumlich konstruierten Bildes. Die notdürftig aufschimmernden Hintergrundgebilde, die ins Auge ragendenden Büsche und Ziersträucher trudeln mir vors Gesicht, wie in jenen, auf alt gemachten Kinderbüchern, bei denen man Wolken aus Papier an kleinen, kaum sichtbaren Laschen über die Seite ziehen kann (vorausgesetzt die Fingerchen sind nicht zu dick), die Schubladen, die sich umblättern lassen - und den hochspringenden knarzenden Teddybären aus Papier, dem so schon ein Bein fehlt, während er das andere in den Abgrund eines Kinderschosses baumeln lässt.
Ich glaube, dass die Kulissenhaftigkeit der Illusion, der Täuschung dem grossen Gatsby bereits zugrunde liegt und dass man eine Filmkulisse, die eine Grundstruktur des Erzählens ist, nicht wie einen grossen hölzernen Mann zweimal zeigen muss.

Aber ich glaube nur daran - wie eben Gatsby an die Liebe glaubt.
Und das ist der Punkt.
Ich glaube eben dran wie an die Liebe, die eine Art Zuckerwatte ist: aus nichts zu bestehen scheint und im Mund zerfliesst und doch aus so viel - Zucker besteht.

Andersrum.
Mir war aufgefallen, dass man einen 3D Film auch ohne Brille anschauen kann, weil es letztlich nur um die Grossaufnahmen geht, die alten Grossaufnahmen der schauspielerischen Leistung. Der Gesichter, die für sich sprechen. Dass es auf den Hintergrund nur schemenhaft ankommt.

Und nun eben, habe ich mir gedacht, machen wir es eben andersrum:
Ganz viel Gesichter und alle diese Gesichter sind Kulisse, hinter der der Hauptdarsteller verschwimmt.
So wie der Perspektivpunkt der Geschichte ja auch nicht die Liebe ist, sondern der Tod und das Lügen davon, das Unscharfmachen, ungenau werden.

Da das Ungenauwerden im Mittelpunkt steht, rückt nun die militärische Präzision in den Blickpunkt, man fokussiert und erwartet die üblichen statistisch angehauchten Spielchen, nüchterne Sachlichkeit der Katastrophe -

und da stehen nun meine jungen Schauspielschüler im Bild - mit Schauspielschülern kannste das auch nich machn, sagte einer vom technischen Staff - die vom Krieg nicht viel Ahnung haben.
Darf ich nun mit denen ein grossmäuliges, strategisches Desaster zeigen, unbedarft und arrogant, 19-jährig und bubenhaft -
das ist eine rhetorische Frage, so unbedarft und kulissenhaft wie Fragen überhaupt.

Mittwoch, 7. August 2013

Besser keinen Film drehen als einen schlechten ....

Ich hatte ein bisschen Probleme mit meinen Schauspielern heute, sie hatten eine Gasmaske verschlampt und ich hatte unangebrachte Worte verwendet, dafür muss ich mich nun entschuldigen, ich meine, ich muss das Ding schliesslich bezahlen, alles muss ich bezahlen, ist ja auch mein Job, schliesslich war der Film meine Idee gewesen, die Kostüme auch, man hatte mich  immerhin gewarnt, Kostüme seien Scheisse, und Schauspieler können auch nichts dafür, es war überhaupt nicht fair, unangebrachte und aufdringliche Worte wegen einer GASMASKE zu gebrauchen, also muss ich mich entschuldigen, denn sonst will niemand mehr mit mir spielen und wo komm ich dann hin, vorallem mein Film ...

(und überhaupt hatt ich mir das schon gedacht, was soll ich auch mit Leuten anfangen, die ihren Kram nicht zusammenhalten können und sei es auch unnützer, militärischer Hausrat, den niemand zu gebrauchen versteht, vorallem nicht Leute, die nie im Leben marschiert sind und nicht wissen, was ein Appell ist und Exerzieren und die beim Wegtreten sagen: "Nach Ihnen")

Weil ich also noch nicht weiss, was mein Film macht, weil ich den Schauspielern beim Marschieren zusehn muss und beim Stillestehen und Gasmasken verlieren,
während ich also beim Suchen der Gasmaske und während ich zwischen den Stühlen herumkrieche, überlege, wie ich mich entschuldigen werde, für meine Unprofessionalität -
also da fiel mir ein anderer Film ein, den mal ein Freund von mir drehen wollte.
Es ging darin um eine alte Frau, die sich unsittlich an einen jungen Mann herangemacht hatte, sie hatten auch schon eine Bettszene abgedreht, man hatte Final Cut Pro und ein gutes Arbeitsgerät -
doch dann war die Geschichte ins Stocken geraten.
Ein zwei Jahre vergingen, aber er wurde nicht fertig. Der Film.
Noch ein paar Jahre später, in einem Bistro an der Porte des Lilas, gestand mir der Freund dann mit Tränen in den Augen, dass er die damals beste Kamera auf dem Markt hätte haben können, eine, wie die fürs Fernsehen, sagte er, ne richtige Kamera, nicht son Scheiss wie du sie verwendest -
aber er hätte es nicht gebracht, er  habe es einfach nicht gebracht - "er" - damit meinte er sich selber. Kein Meister des Zugreifens.

Den Espresso habe ich schon lange ausgetrunken - aber etwas ärgert mich heute noch an dieser Geschichte.
Aber wenn man sich den ganzen Mist anschaut, der heute so produziert wird, ist es natürlich sinnvoll, mit Würde und Stolz auf das zu verweisen, was man wieder in den Schatten der Nichtexistenz zurückgeprügelt hat.
Besser keinen Film zu drehen als einen schlechten....

Brief von PMWaschkau

Hab einen Brief von PM Waschkau erhalten.
Will ihn aber nicht lesen.
Könnte sein, dass darin eine Gedankenbenutzungsgebühr erhoben wird - oder irgendeine andere fiese, kleine, nahezu unlesbare Klausel enthalten ist, derzufolge jegliche Regung zu ZENSUR und INSPIRATION - BEIDES - mit einer  juristisch nicht anfechtbaren  Steuer belegt werde und einem Zinssatz von 24,5%...
ah...Anna Saulus Paulus möge mich davor bewahren.

Ich bin kein sehr professioneller Künstler. Und wie alle Kellerasseln liebe ich es, mich  im Schatten und unter dem Klotz von Orson Welles zu verstecken, der in irgendeinem Interview gesagt hat, ah der BR hat es ausgestrahlt und Romy Schneider war seine  Gesprächspartner, also er sei kein professioneller, ein Tontechniker sei ein professioneller, ein sachverständiger Künstler, aber er, er sei...
also ich bin garnichts. Ums vorwegzusagen.
Eigentlich finde ich es auch gut so.
Mit nichts, nur mit mir und meiner Intuition, mit dem Licht des Abgrunds und meiner Muskelkraft alles zu bewegen.
Und deswegen kann und darf ich auch mit professionellen Lichttechnikern, Kameraleuten und anderen wie den Leuten von crew united nicht arbeiten.
Macht nichts.

Aber ich habe Schwierigkeiten, nachzuvollziehen, warum ein Artist  Outsider sein will und gleichzeitig den Bühnentarif der grossen Stadttheater verlangt:
warum einer so versessen darauf ist, mit der grössten entschiedensten Strenge ein Stück zu erledigen, zu verhindern und zu vernichten, um es dann wieder jubelnd in den Himmel zu erheben.

Kunst kann einsam sein sein, alleine machen, vereinsamen,
Kunst kann himmeljauchzend melancholisch sein,
aber zuviel von diesem Wechsel mag ich nicht.

Das Paradoxale dieses Sinnenwechsels  hat vielleicht seinen Grund darin, dass
man auf dem Theater ja nicht wirklich verbrennt, was stört, nicht wirklich zerfetzt, was in Fetzen als Schnee durch den Bühnenabgrund trudelt ...
und doch kommt mir da das Gedicht von Hölderlin, nicht, in den Sinn...
Eins aber, eins aber ist noch zu sagen...